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23
Januar
So siehst in Brasilien aus
Olá para todos!

Meine Ferien sind vorbei und schwups bin ich wieder eingetaucht in den Abrigoalltag und das Leben der Pfarrei. Viel ist passiert in den letzten zwei Wochen, wobei es oft viele kleine Deitails sind, die besonders aus dem Alltag herausstechen und dann aber schnell wieder in den Hintergrund geraten, weil schon das nächste Ereignis da ist. Seit zwei Wochen arbeite ich wieder als Sozialmutter und es hat sich echt gut eingespielt. Zu Beginn war es sehr ruhig, weil nicht alle Kinder zum vereinbarten Zeitpunkt zurück kamen (zwei sind immer noch nicht da). Da Jugendamt bzw die Leute werden im Februar neu gewählt (hier wird man auf drei Jahre gewählt und man kann nur eine Amtsperiode belegen), daher arbeiten die alten nicht mehr. Die Promotora, die für Adoptionen und allen rechtlichen Dinge zuständig ist, befindet sich natürlich auch im Urlaub. Januar sind grosse Ferien und es passiert in dieser Zeit fast nichts, meistens bis Karneval,.. Gut aufgrund der Abwesenheit mussten wir zwei Kinder fast gewaltsam holen, von denen wir wussten, dass sie zu Hause kein Essen bekommen. Dann haben wir einen 6 Monate alten Jungen bekommen, der völlig unterernährt ist und die letzten 3 Wochen im Krankenhaus war. Jetzt hat sich sein Zustand Gott sei Dank verbessert und die Mutter, die geistig etwas verwirrt ist, lebt im Moment auch im Abrigo mit, damit sie die Pflege lernt und der Junge dann, wenn alles rechtlichen Institutionen wieder funktionieren, die Tante den Jungen adoptieren kann. Dies bedeutet im Moment für mich, dass ich alle 2 – 3 Stunden in der Nacht aufstehe, Babybrei koche und den Kleinen füttere, neben meinen sonstigen Aufgaben. Mit wenigern Kinder lassen sich auch einige Dinge entspannter gestalten, so haben wir letzte Woche Plätzchen gebacken, weil die Ausstecher jetzt erst mit der Post angekommen sind, oder vorgestern Pizza. Morgen am Sonntag haben wir nun einen Ausflug organisiertn an den Fluss, da darf selbst das kleine Baby und unser Florisvaldo der jetzt ein Gehwägelchen bekommen hat mit.

Claudiana beim Legospielen, die wir aus Deutschland bekommen habe und gerade der Hit sind

Macro:

Neben meinen Schichten im Abrigo, die manchmal schon sehr bindend sind, weil ich somit nicht immer an interessanten Aktivitäten in der Pfarrei teilnehmen kann, bin ich viel in der Pfarrei unterwegs. Zum einen sind jetzt die Patroziniums von Conde und Seribinha. Dies bedeutet, dass 9 Nächte davor der Beginn der Novena ist und dann bis zum Hochfest jede Nacht Abends eine andere Gemeinde das Gebet, die Messe in der Kirche gestaltet. Man besucht sich somit gegenseitig und es entsteht eine Verbindung zwischen den vielen verstreuten Comunidades der Pfarrgemeinde. Somit hatte ich die Gelegenheit in das kleine Fischerdorf Seribinha zu kommen, das zwischen dem Meer und einer Flussmündung liegt; für mich einer der schönsten Flecken der Welt. Dort ist es so schön, das Meer, die Palmen, der Fluss, schon alleine die Strasse sind 16 km Sandpiste am Meer entlang, unberührte Natur. Der Vater einer Freundin hat uns dann in seinem kleinen Boot mitgenommen, in der untergehenden Sonne fuhren wir dann heim und die Fische sprangen aufgeweckt durch das Motorgeräusch durch die Luft. In solchen Momenten ist mein Herz nur noch voll von Dank für diesen wunderbaren Augenblick und auch diese wunderbare Schöpfung und dem der dahinter steht.

Gestern war der Abschluss der Novene, Messe mit Taufen und einer Prozession und es war wieder typisch brasilianisch: wir kommen um fünf Uhr an: Musiker, Pfarrer und ich, fünf wäre der Beginn gewesen, wer ist in der Kirche? Die Musiker, der Pfarrer und ich, niemand mehr. So langsam tröpfelweise kamen sie dann,.. um 18:00 Uhr haben wir dann angefangen. Die Kirche war voll mit unglaublich vielen Kindern, aber als nach dem Dankgebet die Taufen kamen, standen fast alle auf und verließen die Kirche, es ging echt ein wenig zu wie auf dem Rummelplatz (scheint aber normal zu sein) In so einer Nacht werden dann 10 Kinder getauft, für Deutschland im Schnellverfahren, hier ist dies aber ganz normal. Dann haben wir uns zur Lichterprozession mehr oder weniger formatiert (Kerzen in mit Sandgefüllten Plastikflaschen). Auch diese war sehr brasilianisch; da fährt ein VW Bus mit, mit den Lautsprechern über die dann gesungen und gebetet wurde, für mich eine interessante Erfahrung, ein wenig unorganisiert, spontan aber herzlich.
In Conde hat gestern die erste Nacht der Novene gestartet.

Am Vortag wäre eigentlich die Lavagen, ein Kult aus dem Candomble gewesen und jeder hat sich schon voll vorbereitet und gefreut; zwei Tage vorher kam die Absage, weil eine Verwandte vom Sekretariat Tourismo im Sterben liegt gestrichen für dieses Jahr. Das ist natürlich sehr, sehr schade, weil ich dies gerne miterlebt hätte, da ich es schon nicht nach Salvador geschafft habe.


Ansonsten war ich auf dem Pfarrausflug dabei,.. auch schön brasilianisch, jeder hatte seine Tuppas mit essen dabei und stellt euch vor es gibt Tupperware in Brasilien. Mir sind die Augen rausgefallen. Original Tupperware, demnächst werde ich in Salvador mal die Preise nachschauen. Dann war ich in Salvador und hab mir Laufschuhe gekauft. Und dort hat sich das Sprichwort wieder bestätigt, dass die Welt klein ist: Ich lauf über die Avenida 7 als mein Name gerufen wird und tatsächlich treffe ich doch Gisa und einige Mitbewohnerinnen ihrer Gemeinschaft, wo ich vor 3 Jahren für einige Wochen war.

Das sind kleine Krebes, die am Ufer zu hunderten gab
Macro:

Tupperware in Brasilien
Macro:



Viele Dinge, die für euch wahrscheinlich befremdlich wären, sind für mich nun zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Ein interessantes und schönes Leben.
Ich hoffe ihr wurde nicht zu sehr vom Winde verweht, ich konnte nur einige Bilder in den Nachrichten sehen.
Seid herzlich gegrüsst

Bis zum nächsten Mal

Magdalena



Mein Zimmer wie es vorher war

Macro:

und so sieht es jetzt aus, mit meiner "Einrichtung"
Macro:

 
 
16
Januar
Mein Weihnachtsgeschenk
Hallo alle zusammen!

Nur ganz kurz Meldungen aus dem Sueden! Mir gehts gut, bin wieder voll am werkeln und im Abrigo ist die Putzwut ausgebrochen.
Ich hab auch ein geniales Weihnachtsgeschenk bekommen, vom Bernhard unseren Strand und Kúestenpfarrer, ein ganz grossen Fussball voll mit Nutella. Ich koennt euch gar nicht vorstellen wie lecker die Pfannkuchen mit Nutella waren,.. ein Traum

Macro:
Der Beweis!

So heute werden wir fuer einige Freunde Pizza backen und morgen hab ich wieder Schicht. Am Donnerstag ist die grosse Lavagem, ein Brauch aus dem Candomble. Da muss ich mich voellig weis anziehen und man kann sich "taufen" lassen mit Wasser von den Mae Santas. An bei ist ganzviel Musik und Samba,...
Es ist immer noch heis, ich war noch nie so braun wie im Moment,..
Seid herzlich gegruesst, bald kommt mehr
Magda

 
 
05
Januar
Ausklang
Diesen Dienstag bin ich das letzte und wichtigste Touristenziel angegangen: Die Pyramiden von Teotihuacan. Auf die grösste, die Sonnenpyramide bin ich hochgestiegen - wie eine Masse von anderen Besuchern auch. Danach sind wir in der Stadt abgesetzt worden und ich bin in ein Restaurant zum Mittagessen, wo ich dann lange mit einem Mexikaner gequatscht habe. Er hat mir seine ganze Lebensgeschichte erzählt und mich dann zu dem Mittagessen eingeladen.


Für meine Gastfamilie hab ich gestern als Abschiedsgeschenk selbstgeschabte Käsespätzle gekocht. Es scheint geschmeckt zu haben und der Vater fand es auch sehr passend zu Tortillas!

Heute ist mein letzter Tag hier. Ich hab Gott sei Dank alles in meinem Koffer unter bekommen und bin gerade noch mit José Tacos essen gewesen. Er hat gesagt, dass er ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, wenn ich nicht wenigstens einmal richtig gute Tacos hier gegessen hätte - das wäre wie ein Urlaub in Deutschland ohne einmal Bratwurst zu probieren!!
Ich hatte eine wunderbare Zeit hier und alle fragen mich, wann ich wiederkomme. Aber leider, leider muss ich jetzt erst mal wieder arbeiten gehen...

 
 
04
Januar
Silvester
Ein frisches bom dia für euch alle!

Nachdem ich nun meinen Silvesterschlafmangel nachgeholt habe moechte ich euch alle ein feliz ano novo wünschen! Ein gutes neues Jahr mit viel Glück und Gottes Segen. Ich hoffe ihr hattet alle einen guten Jahresabschluss und einen schönen Start.

Hinter mir liegen zwei eindrucksvolle, aufregende, gefühlsschwankende und schöne Wochen Begonnen hat es mit den Weihnachtsfeierlichkeiten, die keine im traditionellen Sinn waren. Den heiligen Abend haben Georg, Katha und ich mit Caipi begruesst um dann mit wenig Schlaf in die Kochvorbereitungen für das besondere Weihnachtsabendessen mit allen anwesenden Pfarrern, deutschen Besuchern und dem Bischof zu starten. Es war für mich eine Herausforderung für so viele Menschen zu kochen, aber trotz der beengten Verhältnisse ist es gelungen. Leider war das Abendessen sehr eingezwängt zwischen den verschiedenen Messen der Pfarrers und der einzige weihnachtliche Impuls war das Stille Nacht singen nach dem Stundengebet,… fuer mich ein wenig enttäuschend, danach gings ans Abspuelen und spaeter in die Christmette, die festlich und mit sehr gutem Gesang war, nur konnte ich mich nicht an das rhythmisch gesungene Stille Nacht, Heilige Nacht gewöhnen. Aber viele Freunde und Bekannte waren da und danach gingen wir noch in eine etwas heruntergekommene Bar, um mit einem Cerveija den etwas sonderbaren Heiligen Abend zu beschließen.

Macro:
Der Chor in der Kirche

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im kleinen Kreis haben wir dann noch im Haus gefeiert

Am nächsten Tag war die Firmung von 55 Jugendlichen, mit denen wir in den letzten Monaten zusammen die Vorbereitung mitgemacht hatten. Zum Mittagessen bei Jane eingeladen, machten wir es wie die Brasilianer, aßen, tranken und setzten uns dann 3 Stunden lang mit den anderen Jugendlichen auf die Strasse um einfach zu schauen, zu ratschen und lachen.

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Jugendliche der Firmung

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Pizzaessen mit Ketchup und Georg

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Das gemeinsame Weihnachtsessen mit dem Bischof

Am nächsten Tag sollte ein ganz anderes Kapitel beginnen, vorbei mit der Gemütlichkeit. Ab nach Alagoinhas um 5 Uhr morgens, damit ich rechtzeitig zum Start der Ferienkolonie der 8 -10 Jährigen in Taize ankam. 100 Kinder bevölkerten 6 Tage lange 24 Stunden die Komunität und mit weiteren 24 anderen versuchte ich die Kinder in Zaum zuhalten. Es war eine einmalige Erfahrung. Die Organisation war sehr brasilianisch und so manche Betreuer machten mehr Arbeit als die Kinder, aber es gab auch sehr intensive Moment und das Lachen und die Freude auf den Gesichtern der Kinder zeigte mir, dass es diese Anstrengung wert ist und für die Kinder ein paar Tage Paradies ist. Einen Tag lang waren wir nur im Schwimmbad, das große Highlight- ein Tag lang kaum ein Streit, keine Schlägereien nur Frieden, weil es für alle das größte war. Für viele war es das erste Mal im Schwimmbad. Das Wasser war danach auch eine dreckige Brühe. Der Heimweg, 100 Kinder ziehen durch die Gasse im Sonnenuntergang und wir singen zusammen brasilianische Samba und Weihnachtslieder. ES war gigantisch. Die Leute kamen aus ihren Häusern heraus um zusehen, was passiert, es war eine Stimmengewalt und die Jungs suchten sich die Plastikflaschen aus dem Müll und trommelten dazu. Dies sind Momente, wo man alles vergisst, nur den Moment in sich aufsaugt, es unglaublich findet und unheimlich dankbar ist für dass, was einem geschenkt wird und glücklich ist, dass man diese Möglichkeit dies zu erleben hat.

Voller Erfahrungen, aber dennoch ziemlich fertig kehrte ich mit 16 Leuten (Freiwillige und brasilianische Helfer) aus Alagoinhas nach Conde zurück um dort mit allen Silvester zu feiern. Meine Mitbewohner waren etwas geschockt, als ich mit dieser Inversion an Leuten das Haus bevölkerte, aber ich habe mich bereits schon so weit inkulturiert, dass ich versuche die immense Gastfreundschaft ein Stück weit zu leben und empfand es somit als egoistisch in Strandnähe in einem großen Haus zu wohnen und diese nicht mit Leuten zu füllen, die auch einmal Silvester am Strand erleben wollen. Abends ging es dann auch gemeinsam los und ich kann nur sagen wow,… einfach gigantisch. Es war so ein geniales Fest, tausende von Leuten, kleine einfach Buden, viele weis angezogen, ein riesiger LKW mit der Band,… es ist warm. Ich konnte barfuss am Strand in den Wellen das neue Jahr begrüßen, tanzen bis zum umfallen, viele, viele Menschen treffen, Caipifruta trinken und mit einer großen Freude das neue Jahr mit allen seinen Ereignissen und Herausforderungen begrüßen und Gott danken für das reiche Jahr 2006. Zum Sonnenaufgang gingen wir alle zusammen nach Hause und bewunderten diesen von „meiner Vila“ aus.

Macro:
Bigi Bigi und Charles

Meine Ferien neigen sich nun auch dem Ende zu, am Samstag kommen die Kinder wieder ins Abrigo zurück und Katha und ich starten wieder als Sozialmütter. Ich freue mich schon darauf sie alle wieder zu sehen und mir spucken schon wieder ganz viele Ideen im Kopf umher.

In meinem Adventskalender hat am Neujahrstag der Bischof folgendes irländisches Gebet zitiert, dass mich sehr angesprochen hat und ich euch auch gerne mitgeben möchte:
:
„Christus hat keine Hände – nur unsere Hände, um heute etwas zu tun.
Er hat keine Füße – nur unsere Füße, um zu jemanden hinzugehen.
Er hat keine Lippen – nur unsere Lippen, um den Menschen etwas zu sagen.
Er hat keine Hilfe – nur unsere Hilfe, um auf die Seite der Hilflosen zu treten.“

Worauf warten wir noch?

Ich wünsche euch ein gutes neues Jahr und viel Energie für manch ungewöhnliche Taten

Abracos

Magdalena

Dies ist eine ganz normale Alltagssituation. Frauen beim Waesche waschen im Fluss

Macro:

 
 
02
Januar
Feliz Año Nuevo
Ich hatte zwei Tage Sonne, Strand und brühwarmes Meer in Acapulco geniessen können bevor ich für Silvester wieder nach Mexiko-City zurückgekehrt bin. Normalerweise wird hier Silvester auch in der Familie gefeiert aber ich bin mit José abends in einer Bar/Disco abgestiegen. Schade nur, dass sonst nicht so viele Menschen auf diese Idee gekommen sind... so waren in der grossen Bar nur ein paar Menschen versammelt. Um 24 Uhr isst man hier ganz schnell 12 Trauben und muss sich bei jeder etwas wünschen. Danach wird angestossen, sich umarmt und ein frohes neues Jahr gewünscht. Nach draussen geht man leider nicht um Raketen zu schiessen, was ich schon recht schade finde. Ich hab dann den Fehler gemacht einen Tequila zu Bestellen, weil ich bis dato hier noch keinen getrunken hatte. Die Portion, die ich dann vorgesetzt bekommen hatte war ca. fünf mal so viel wie üblich. Danach ging's mir logischerwiese recht gut! Als wir dann die Disco verlassen hatten, begann sich der Schuppen erst zu füllen.


Am Neujahrstag war dann nochmal ein Familienevent in Cuernavaca angesagt. Die Geschwister des Vaters hatten zum Mittagessen eingeladen. Da kamen eine ganze Menge Menschen zusammen um das neue Jahr zu feiern. Die Familie von José ist echt lustig. Vorallem über den Vater könnt ich mich ständig kaputt lachen. Er spricht nur spanisch und fragt mich ständig, ob ich noch was zu Trinken mag, oder einen Tortilla oder noch einen Nachschlag, oder, oder, oder. Und dabei wiederholt er alles mehrmals, obwohl ich deswegen trotzdem nicht mehr davon verstehe.

 
 
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letzte änderung: 2009.11.24, 19:15
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