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... neuere Stories
23
Januar
So siehst in Brasilien aus
Olá para todos!
Meine Ferien sind vorbei und schwups bin ich wieder eingetaucht in den Abrigoalltag und das Leben der Pfarrei. Viel ist passiert in den letzten zwei Wochen, wobei es oft viele kleine Deitails sind, die besonders aus dem Alltag herausstechen und dann aber schnell wieder in den Hintergrund geraten, weil schon das nächste Ereignis da ist. Seit zwei Wochen arbeite ich wieder als Sozialmutter und es hat sich echt gut eingespielt. Zu Beginn war es sehr ruhig, weil nicht alle Kinder zum vereinbarten Zeitpunkt zurück kamen (zwei sind immer noch nicht da). Da Jugendamt bzw die Leute werden im Februar neu gewählt (hier wird man auf drei Jahre gewählt und man kann nur eine Amtsperiode belegen), daher arbeiten die alten nicht mehr. Die Promotora, die für Adoptionen und allen rechtlichen Dinge zuständig ist, befindet sich natürlich auch im Urlaub. Januar sind grosse Ferien und es passiert in dieser Zeit fast nichts, meistens bis Karneval,.. Gut aufgrund der Abwesenheit mussten wir zwei Kinder fast gewaltsam holen, von denen wir wussten, dass sie zu Hause kein Essen bekommen. Dann haben wir einen 6 Monate alten Jungen bekommen, der völlig unterernährt ist und die letzten 3 Wochen im Krankenhaus war. Jetzt hat sich sein Zustand Gott sei Dank verbessert und die Mutter, die geistig etwas verwirrt ist, lebt im Moment auch im Abrigo mit, damit sie die Pflege lernt und der Junge dann, wenn alles rechtlichen Institutionen wieder funktionieren, die Tante den Jungen adoptieren kann. Dies bedeutet im Moment für mich, dass ich alle 2 – 3 Stunden in der Nacht aufstehe, Babybrei koche und den Kleinen füttere, neben meinen sonstigen Aufgaben. Mit wenigern Kinder lassen sich auch einige Dinge entspannter gestalten, so haben wir letzte Woche Plätzchen gebacken, weil die Ausstecher jetzt erst mit der Post angekommen sind, oder vorgestern Pizza. Morgen am Sonntag haben wir nun einen Ausflug organisiertn an den Fluss, da darf selbst das kleine Baby und unser Florisvaldo der jetzt ein Gehwägelchen bekommen hat mit. Claudiana beim Legospielen, die wir aus Deutschland bekommen habe und gerade der Hit sind Macro: Neben meinen Schichten im Abrigo, die manchmal schon sehr bindend sind, weil ich somit nicht immer an interessanten Aktivitäten in der Pfarrei teilnehmen kann, bin ich viel in der Pfarrei unterwegs. Zum einen sind jetzt die Patroziniums von Conde und Seribinha. Dies bedeutet, dass 9 Nächte davor der Beginn der Novena ist und dann bis zum Hochfest jede Nacht Abends eine andere Gemeinde das Gebet, die Messe in der Kirche gestaltet. Man besucht sich somit gegenseitig und es entsteht eine Verbindung zwischen den vielen verstreuten Comunidades der Pfarrgemeinde. Somit hatte ich die Gelegenheit in das kleine Fischerdorf Seribinha zu kommen, das zwischen dem Meer und einer Flussmündung liegt; für mich einer der schönsten Flecken der Welt. Dort ist es so schön, das Meer, die Palmen, der Fluss, schon alleine die Strasse sind 16 km Sandpiste am Meer entlang, unberührte Natur. Der Vater einer Freundin hat uns dann in seinem kleinen Boot mitgenommen, in der untergehenden Sonne fuhren wir dann heim und die Fische sprangen aufgeweckt durch das Motorgeräusch durch die Luft. In solchen Momenten ist mein Herz nur noch voll von Dank für diesen wunderbaren Augenblick und auch diese wunderbare Schöpfung und dem der dahinter steht. Gestern war der Abschluss der Novene, Messe mit Taufen und einer Prozession und es war wieder typisch brasilianisch: wir kommen um fünf Uhr an: Musiker, Pfarrer und ich, fünf wäre der Beginn gewesen, wer ist in der Kirche? Die Musiker, der Pfarrer und ich, niemand mehr. So langsam tröpfelweise kamen sie dann,.. um 18:00 Uhr haben wir dann angefangen. Die Kirche war voll mit unglaublich vielen Kindern, aber als nach dem Dankgebet die Taufen kamen, standen fast alle auf und verließen die Kirche, es ging echt ein wenig zu wie auf dem Rummelplatz (scheint aber normal zu sein) In so einer Nacht werden dann 10 Kinder getauft, für Deutschland im Schnellverfahren, hier ist dies aber ganz normal. Dann haben wir uns zur Lichterprozession mehr oder weniger formatiert (Kerzen in mit Sandgefüllten Plastikflaschen). Auch diese war sehr brasilianisch; da fährt ein VW Bus mit, mit den Lautsprechern über die dann gesungen und gebetet wurde, für mich eine interessante Erfahrung, ein wenig unorganisiert, spontan aber herzlich. In Conde hat gestern die erste Nacht der Novene gestartet. Am Vortag wäre eigentlich die Lavagen, ein Kult aus dem Candomble gewesen und jeder hat sich schon voll vorbereitet und gefreut; zwei Tage vorher kam die Absage, weil eine Verwandte vom Sekretariat Tourismo im Sterben liegt gestrichen für dieses Jahr. Das ist natürlich sehr, sehr schade, weil ich dies gerne miterlebt hätte, da ich es schon nicht nach Salvador geschafft habe. Ansonsten war ich auf dem Pfarrausflug dabei,.. auch schön brasilianisch, jeder hatte seine Tuppas mit essen dabei und stellt euch vor es gibt Tupperware in Brasilien. Mir sind die Augen rausgefallen. Original Tupperware, demnächst werde ich in Salvador mal die Preise nachschauen. Dann war ich in Salvador und hab mir Laufschuhe gekauft. Und dort hat sich das Sprichwort wieder bestätigt, dass die Welt klein ist: Ich lauf über die Avenida 7 als mein Name gerufen wird und tatsächlich treffe ich doch Gisa und einige Mitbewohnerinnen ihrer Gemeinschaft, wo ich vor 3 Jahren für einige Wochen war. Das sind kleine Krebes, die am Ufer zu hunderten gab Macro: Tupperware in Brasilien Macro: Viele Dinge, die für euch wahrscheinlich befremdlich wären, sind für mich nun zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Ein interessantes und schönes Leben. Ich hoffe ihr wurde nicht zu sehr vom Winde verweht, ich konnte nur einige Bilder in den Nachrichten sehen. Seid herzlich gegrüsst Bis zum nächsten Mal Magdalena Mein Zimmer wie es vorher war Macro: und so sieht es jetzt aus, mit meiner "Einrichtung" Macro:
16
Januar
Mein Weihnachtsgeschenk
Hallo alle zusammen!
Nur ganz kurz Meldungen aus dem Sueden! Mir gehts gut, bin wieder voll am werkeln und im Abrigo ist die Putzwut ausgebrochen. Ich hab auch ein geniales Weihnachtsgeschenk bekommen, vom Bernhard unseren Strand und Kúestenpfarrer, ein ganz grossen Fussball voll mit Nutella. Ich koennt euch gar nicht vorstellen wie lecker die Pfannkuchen mit Nutella waren,.. ein Traum Macro: Der Beweis! So heute werden wir fuer einige Freunde Pizza backen und morgen hab ich wieder Schicht. Am Donnerstag ist die grosse Lavagem, ein Brauch aus dem Candomble. Da muss ich mich voellig weis anziehen und man kann sich "taufen" lassen mit Wasser von den Mae Santas. An bei ist ganzviel Musik und Samba,... Es ist immer noch heis, ich war noch nie so braun wie im Moment,.. Seid herzlich gegruesst, bald kommt mehr Magda
04
Januar
Silvester
Ein frisches bom dia für euch alle!
Nachdem ich nun meinen Silvesterschlafmangel nachgeholt habe moechte ich euch alle ein feliz ano novo wünschen! Ein gutes neues Jahr mit viel Glück und Gottes Segen. Ich hoffe ihr hattet alle einen guten Jahresabschluss und einen schönen Start. Hinter mir liegen zwei eindrucksvolle, aufregende, gefühlsschwankende und schöne Wochen Begonnen hat es mit den Weihnachtsfeierlichkeiten, die keine im traditionellen Sinn waren. Den heiligen Abend haben Georg, Katha und ich mit Caipi begruesst um dann mit wenig Schlaf in die Kochvorbereitungen für das besondere Weihnachtsabendessen mit allen anwesenden Pfarrern, deutschen Besuchern und dem Bischof zu starten. Es war für mich eine Herausforderung für so viele Menschen zu kochen, aber trotz der beengten Verhältnisse ist es gelungen. Leider war das Abendessen sehr eingezwängt zwischen den verschiedenen Messen der Pfarrers und der einzige weihnachtliche Impuls war das Stille Nacht singen nach dem Stundengebet,… fuer mich ein wenig enttäuschend, danach gings ans Abspuelen und spaeter in die Christmette, die festlich und mit sehr gutem Gesang war, nur konnte ich mich nicht an das rhythmisch gesungene Stille Nacht, Heilige Nacht gewöhnen. Aber viele Freunde und Bekannte waren da und danach gingen wir noch in eine etwas heruntergekommene Bar, um mit einem Cerveija den etwas sonderbaren Heiligen Abend zu beschließen. Macro: Der Chor in der Kirche Macro: im kleinen Kreis haben wir dann noch im Haus gefeiert Am nächsten Tag war die Firmung von 55 Jugendlichen, mit denen wir in den letzten Monaten zusammen die Vorbereitung mitgemacht hatten. Zum Mittagessen bei Jane eingeladen, machten wir es wie die Brasilianer, aßen, tranken und setzten uns dann 3 Stunden lang mit den anderen Jugendlichen auf die Strasse um einfach zu schauen, zu ratschen und lachen. Macro: Jugendliche der Firmung Macro: Pizzaessen mit Ketchup und Georg Macro: Das gemeinsame Weihnachtsessen mit dem Bischof Am nächsten Tag sollte ein ganz anderes Kapitel beginnen, vorbei mit der Gemütlichkeit. Ab nach Alagoinhas um 5 Uhr morgens, damit ich rechtzeitig zum Start der Ferienkolonie der 8 -10 Jährigen in Taize ankam. 100 Kinder bevölkerten 6 Tage lange 24 Stunden die Komunität und mit weiteren 24 anderen versuchte ich die Kinder in Zaum zuhalten. Es war eine einmalige Erfahrung. Die Organisation war sehr brasilianisch und so manche Betreuer machten mehr Arbeit als die Kinder, aber es gab auch sehr intensive Moment und das Lachen und die Freude auf den Gesichtern der Kinder zeigte mir, dass es diese Anstrengung wert ist und für die Kinder ein paar Tage Paradies ist. Einen Tag lang waren wir nur im Schwimmbad, das große Highlight- ein Tag lang kaum ein Streit, keine Schlägereien nur Frieden, weil es für alle das größte war. Für viele war es das erste Mal im Schwimmbad. Das Wasser war danach auch eine dreckige Brühe. Der Heimweg, 100 Kinder ziehen durch die Gasse im Sonnenuntergang und wir singen zusammen brasilianische Samba und Weihnachtslieder. ES war gigantisch. Die Leute kamen aus ihren Häusern heraus um zusehen, was passiert, es war eine Stimmengewalt und die Jungs suchten sich die Plastikflaschen aus dem Müll und trommelten dazu. Dies sind Momente, wo man alles vergisst, nur den Moment in sich aufsaugt, es unglaublich findet und unheimlich dankbar ist für dass, was einem geschenkt wird und glücklich ist, dass man diese Möglichkeit dies zu erleben hat. Voller Erfahrungen, aber dennoch ziemlich fertig kehrte ich mit 16 Leuten (Freiwillige und brasilianische Helfer) aus Alagoinhas nach Conde zurück um dort mit allen Silvester zu feiern. Meine Mitbewohner waren etwas geschockt, als ich mit dieser Inversion an Leuten das Haus bevölkerte, aber ich habe mich bereits schon so weit inkulturiert, dass ich versuche die immense Gastfreundschaft ein Stück weit zu leben und empfand es somit als egoistisch in Strandnähe in einem großen Haus zu wohnen und diese nicht mit Leuten zu füllen, die auch einmal Silvester am Strand erleben wollen. Abends ging es dann auch gemeinsam los und ich kann nur sagen wow,… einfach gigantisch. Es war so ein geniales Fest, tausende von Leuten, kleine einfach Buden, viele weis angezogen, ein riesiger LKW mit der Band,… es ist warm. Ich konnte barfuss am Strand in den Wellen das neue Jahr begrüßen, tanzen bis zum umfallen, viele, viele Menschen treffen, Caipifruta trinken und mit einer großen Freude das neue Jahr mit allen seinen Ereignissen und Herausforderungen begrüßen und Gott danken für das reiche Jahr 2006. Zum Sonnenaufgang gingen wir alle zusammen nach Hause und bewunderten diesen von „meiner Vila“ aus. Macro: Bigi Bigi und Charles Meine Ferien neigen sich nun auch dem Ende zu, am Samstag kommen die Kinder wieder ins Abrigo zurück und Katha und ich starten wieder als Sozialmütter. Ich freue mich schon darauf sie alle wieder zu sehen und mir spucken schon wieder ganz viele Ideen im Kopf umher. In meinem Adventskalender hat am Neujahrstag der Bischof folgendes irländisches Gebet zitiert, dass mich sehr angesprochen hat und ich euch auch gerne mitgeben möchte: : „Christus hat keine Hände – nur unsere Hände, um heute etwas zu tun. Er hat keine Füße – nur unsere Füße, um zu jemanden hinzugehen. Er hat keine Lippen – nur unsere Lippen, um den Menschen etwas zu sagen. Er hat keine Hilfe – nur unsere Hilfe, um auf die Seite der Hilflosen zu treten.“ Worauf warten wir noch? Ich wünsche euch ein gutes neues Jahr und viel Energie für manch ungewöhnliche Taten Abracos Magdalena Dies ist eine ganz normale Alltagssituation. Frauen beim Waesche waschen im Fluss Macro:
22
Dezember
Endlich wieder Fotos
Hallo alles zusammen!
Nach dem ich diese Seite ja ein wenig vernachlaessigt habe, kommen heute ein paar Fotos. Sonst geht es mir gut, ich habe 3 Tage am Meer hinter mir, was total genial war, bin voellig von Muecken zerstochen und es ist so heiss, dass ueberhaupt keine Weihnachtsstimmung aufkommt. Morgen feieren wir Weihnachten im Kinderheim, morgen Geburtsag und am 24 werden wir noch einen Geburtstag und mit dem Bischof sogar Weihnachten feiern. Am Montag ist dann die Firmung und ich werde nach Alagoinhas reisen um dort die Ferienkolonie mitzumachen. Ihr seht, meine Ferien im Kinderheim sind auch schon wieder gut ausgenuetzt. Frohe und gesegenete Weihnachten und ein gutes neues Jahr wuensche ich euch allen Liebe Gruesse Magdalena Macro: Das ist der Strand von Barra de Itariri (13 km entfernt) Macro: Das bin ich, mit meinen schon so langen Haaren, dass ich sie zu einem Zopf zusammenbinden kann Macro: So werden die Fische am Meer verkauft Macro: Florisvaldo unser juengster im Kinderheim ein Sonnenschein Macro:
19
Dezember
Sommerferien
Nun ist es also so weit, die Schule, der Kindergarten, sind zu Ende, die letzten Pruefungen geschrieben und es sind Sommerferien. Auch ich habe gestern meine letzten Schichtdienst als Sozialmutter im Abrigo gemacht und habe nun frei. Es ist schoen so viel freie Zeit zu haben, die sich natuerlich rasch fuellt, vorallem weil ich Besuch bekomme und ich mit ihm eine Woche am Meer sein werde. Heute ist Samstag - Markttag hier in Conde. Conde ist ein sehr kleines Staedchen und man bekommt zwar alles einfache zum leben aber dann schon fast nicht mehr. Samstags ist die ganze Stadt und alle Landgemeinden sind auf den Fuessen um sich ihre Nahrungsmittel fuer die naechste Woche einzukaufen. Ich liebe diesen Tag, alles ist zugestellt mit Staenden und man riecht so gut wie alle Gerueck vom Fisch und Fleischgeruch, ueber Obst und Gemuesse zu den Gewuerzen. Es sind herrlich Farben und auch das Feilschen der Leute, der Flair nimmt mich jedes Mal gefangen. Auf der anderen Seite des Flusses warten ca 30 Eselwagen um die Waren und die Menschen wieder nach Hause zu transportieren, Kinder arbeiten mit Schubkarren und die Mototaxi fahrer verdienen an diesem Tag ihren Wochenlohn. Wenn ich dann schon morgens um 5 Uhr durch die Strassen laufe und vorallem aus der Stadt ins Land hinein laufe, warten an den Strassen ueberall die Bauern mit ihren Fruechten und dem Gemuese, bis der Bus kommt, sie zum Markt bringt und sie dort ihre Sachen verkaufen koennen,... fuer viele oftmals das einzige Einkommen, dass dann wiederum fuer eine Woche reichen muss. Ich weis nicht, was sich diese Leute von mir denken, wenn ich an ihnen mit hochrotem, schwitzenden Kopf vorbei laufe,..... nur um Sport zu machen.
Im Abrigo haben wir in dieser Woche zwei Maedchen fuer immer verabschiedet. Dazu haben wir mit Antonie, 10 Jahre ein ganz besonderes Fest gemacht. Wir sind in das Strandhaus der Leiterin und haben dort uebernachtet. Fuer die Kindern ein riesiger und besonderer Ausflug und auch fuer uns eine willkommene Abwechslung. Antonia kann wieder in ihre Familie zurueck, da die Mutter das Alkoholproblem wieder unter Kontrolle hat. Tais, 4 Jahre wurde von einer Familie adoptiert und ist nun gluecklich dort. Die zwei gehen natuerlich ab im Abrigo, aber ich denke die Plaetze werden sich nach den Ferien rasch fuellen. Jeden Tag machen wir abends mit den Kindern zusammen den Adventskalender auf, den wir gebastelt haben. Auch wenn nochsoviel Streit war am Tag, es grenzt manchmal an ein Wunder, dass sich alle zu diesem Zeitpunkt ruhig und gestittet im Kreise wiederfinden um mit Spannung darauf zu warten welcher Name gezogen wird, der dann das Tuerchen oeffen darf. Wir haben in kleinen Schritten die Geschichte von Maria und Josef auf dem Weg nach Bethlehem erzaehlt. Wir in Europa wachsen mit solchen Geschichten wie selbstverstaendlich auf, aber hier sind sie den Kindern voellig neu. Auch wenn ich weder in richtiger Advents- noch Weihnachtsstimmung bin, weil fuer mich die europaeischen Elemente fehlen, so kann ich hier neben dem Jingelbellsgedudle, den blinkenden Weihnachtsketten und Plastikbaumen doch eine tiefere Adventsbotschaft finden. Die Novena de Natal in den Familien. Seit Montag besuchen wir jeden Abend eine andere Familie in einer sehr armen Strasse und beten und singen mit ihnen zusammen, als Vorbereitung auf Weihnachten. Die verschiedensten Stationen der Weihnachtsgeschichte sind dabei Themen und so kommen wir als Jugendliche mit den Hausbewohnern ins Gespraech ueber Engel, Stadt- und Landbewohner und was die Botschaft Jesu fuer uns bedeutet. Es ist absolut interessant, auch die einzelnen Wohnverhaeltnisse der Menschen zu sehen und weil uns dies natuerlich als Jugendgruppe wieder mehr zusammen schweist und ich somit diese Menschen auch besser kennenlerne. Brasilien zeigt leider nicht nur seine schoenen Seiten her, sondern auch seine negativen. So wurden jetzt im Dezember 100 Lehrer vom Buergermeister ausgestellt und werden wahrscheinlich erst wieder im Februar, Maerz eingestellt, damit sich dieser die Loehne fuer den Januar und Februar sparen kann, bzw in seine Tasche wirtschaften kann. Wie es den Familien geht, die auf diesen Salario angewiesen sind, vorallem an Weihnachten, danach fragt keiner. Und warum sagt niemand etwas, warum protestiert niemand und bleiben alles stumm und akzeptieren diese Schweinerei, die jedes Jahr das selbe ist? Weil sie sonst die Arbeit fuer immer verlieren wuerden, weil Lehrer wird hier so ungefaehr jeder zweite und es gibt sie zum Sau fuettern. Die Ungerechtigkeit ist manchmal himmelschreiend. Bleibt dies immer so oder wird sich irgendwann etwas aendern? Ich wuensche euch eine schoene letzte Adventswoche, ruhige Abende und keine hektischen Weihnachtsgeschenkeinkauefe,... ich hab meine schon alle :-)
29
November
Neue Meldungen aus Conde
Bom dia todo mundo!
Gerade komme ich von meiner 24 Stundenschicht aus dem Abrigo, es ist Morgen, schon sehr heis und ein ganzer freier Tag liegt vor mir. Um auszuspannen, Emails und Briefe zu schreiben und sonst noch die Dinge zu machen, die sich so anhaeufen. Seit zwei Wochen vertreten Katharina und ich eine Sozialmutter im Kinderheim, die einen Monat Urlaub hat. Dies heist fuer mich, dass ich um sieben Uhr morgens antrete, zu erste Hausaufgaben mit den Kindern mache und dann mit dem Kochen fuer das Mittagessen beginne. In Brasilien ist dies eigentlich gar nicht so schwer, weil es fasst immer das selbe gibt, nur die Fleischsorten wechseln sich ab. (Huhn, Rind und Soja,). Samstag, am Markttag kommt dann der ganze Vorrat fuer die Woche. Letzten Samstag habe ich dann ein grosses Huhn in viele kleine Steucke zerlegt, Hautabgezogen, gewaschen,... das war ein Gemetzel und nichts fuer Vegetarier. Ich muss auch sagen, dass ich froh bin, die "Kochsozialmutter " zu sein und nicht die "Wasch-und Putzsozialmutter", da diese jeden Tag das ganze Haus putzen und staendig Waesche waschen muss. Beim kochen hab ich wenigstens einen Kreativitaetsspielraum und die groesseren Maedls duefen mir immer helfen, worauf sie sehr stolz sind. Die Kleineren helfen dann die Plastikteller und Becher abzutrocknen. Ganz viel Zeit geht fuer das Abspuelen und Abtrocknen drauf. Somit bin ich nun auch zustaendig, dass alle sich die Zaehne putzen, sich nicht die Koepfe einschlagen und ins Bett gehen, dort bleiben und schlafen. Es ist manchmal gar nicht einfach, da mich die Kinder eigentlich als die kennen, die mit ihnen spielt und malt und wo sie Sachen machen duerfen, die sie sonst nicht machen. Jetzt bin ich auf einmal auch eine Tia, die nicht alles erlaubt, die moechte, dass sie im Bett bleiben,.... und somit entstehen Autoritaetsschwierigkeiten. Manchmal funktioniert alles sehr gut und dann wieder muss ich staendig schimpfen,... und vorallem lernen die Kinder leider hier nicht durch Einsicht. Ich hab mir schon den Mund fusselig geredet,.... sie reagieren meistens erst dann, wenn sie eine negative Konsequenz = Strafe bekommen. Des macht mich ein bischen traurig, dass ich oftmals ein Kind ins Zimmer schicken muss, oder es bekommt kein Lunch am Nachmittag,... aber anders wuerde es leider nicht funktieren oder ich habe die Wege noch nicht entdeckt. Ich versuche halt schon immer auch die positiven Seiten der Kinder zu entdecken, mir fuer sie Zeit zunehmen,...dies machen die anderen Sozialmuetter eher nicht. Also diese Arbeit ist fuer mich ein grosses Lernfeld und ich merke, dass man als Mutter von vielen Kindern wirklich viel zu tun hat. Unser Kleinster ist der Sonnenschein im Haus. Er wird von Tag zu staerker und beginnt nun endlich zu krabbeln und wahrscheinlich bald zu gehen. Moses unser zweitjuengster liebt es deutsch Woerter nach zu plappern und hat eine sehr gut Aussprache. Neben der Arbeit im Kinderheim bin ich weiterhin noch in der Jugendgruppe aktiv, die sehr viele Aktionen macht. So haben wir letzten Sonntag einen Marsch fuer den Frieden organisiert. Es wuerden T-shirts gedruckt (wie immer fuer solche Veranstaltungen) und diese haben wir fuer jeweils 2 Kilo Nahrungsmittel verkauft, die dann an beduertige Familien in Villa und Conde verteilt werden. Um 15:00 Uhr sollte der Marsch los gehen. Da ich die Maedls vom Kinderheim mitnehmen wollte und diese immer ewig brauchen, bis sie angezogen waren, kamen wir eh erst um halb vier hin und da waren gerade mal 10 Leute da,.... wir warteten, und warteten, ein Auto mit grossen Lautsprecherboxen kam dann irgendwann,.... und so um halb fuenf ging es los mit mehr Menschen,die inzwischen sich dazu geselt hatten,.... dann sind wir losgezogen und an allen Hausern vorbei und haben die Menschen dort nach Lebensmitteln gefragt,... ich muss sagen, es war eine sehr froehliche Aktion. Oben an der Kirche in Villa war dann eine Buehne aufgebaut und die Kirchenband sang religioese Lieder, bis die wirkliche Band, die natuerlich eine sseeehr grosse Verspaetung hatte ankam. Ich fand es eine sehr schoene Sache und fuer das erste Mal, die kurzfristige Organisation hat es schon einigermassen funktioniert - typisch brasilianisch. Das Land zeigt sich mir immer wieder mit seinen Tuecken und treibt mich manchmal zu Weisglut, wenn ich dann Sonntags in Sitio, dem Strandort 2 Stunden auf einen Bus warten muss, nur um 6 Kilometer weiter nach Conde zu kommen und vor allem dort eigentlich einen Termin haette,.... aber ich lerne aus diese Situationen und fahre nur noch mit dem Rad nach Sitio, weil dann bin ich unabhaengig und koennen die Buse streiken, was sie wollen. Am 20. November war auch "Dia da conciencia Negra" das ist soviel wie der Tag der Schwarzen Bevoelkerung, die Bewusstwerdung ihrer Herkunft,.. Zu diesem Tag gab es eine Menge Aktionen in der Schule mit Tanzwettbewerb, Capoeiravorfuehung usw. Der Hoehepunkt dieser Woche war dann die Missa Axé. Das ist eine Messe in der sich der Candomblé (afrikanischer Kult) und der katholische Glauben vermischen. Es haben 2 katholische Priester zelebriert und 2 Priesterinnen und ein Priester aus dem Candomble. Die Lieder werden von einer Trommelgruppe umrammt und eine Tanzgruppe bringt den Inhalt der Lieder und der Gebete zum Ausdruck. Es fand in der Nacht vor dem Kirchplatz satt und war sehr, sehr beeindrucken und lebendig. Ich versuche einige Bilder in meinen Blog hochzuladen. Fuer mich war es auch wieder Erinnerung, weil 5 Jugendliche aus dem Casa de Cultura, die diese Messe gestaltet haben, letztes Jahr beim Weltjugendtag waren und ich somit einiges schon kannte und sich nun der Kreis geschlossen hat. Jugendliche aus der Jugendgruppe, Katha und hinten die Pfarrhaushaelterin ro: Taenzerinnen bei der Gabenbereitung Macro: Die ganze Gruppe mit dem Candomble Priester Macro: Es gibt jeden Tag Erlebnisse und Vorkommnisse, wie wahrscheinlich bei euch auch. Diese alle zu schreiben wuerde euch erschlagen, daher bekommt ihr immer nur eine Auswahl, obwohl dies auch oft schon zu lange ist. Aber ihr merkt es geht mir gut und ich fuehle mich wohl und,... ja dass will ich noch sagen im Garten liegt (zwar noch in Tueten verpackt) ein Plastikweihnachtsbaum (der eher an gruene Flaschenputzer erinnert) mit einer bunten Lichterkette. Auch hier geht es auf Weihnachten zu,bei 30 Grad. Liebe Gruesse an euch alle, einen schoenen Adventsanfang Magdalena nach oben - nächste Nachricht
16
November
Die Wochen in Conde
Bom dia meus amigos!
Es ist wohl an der Zeit, euch wieder ein wenig an meinem Leben hier in Conde teilhaben zulassen. Seit ich dort angekommen bin ist sehr viel passiert undich spuere, dass ich dort das brasilianische Leben viel staerker mitbekomme. Ich habe mich in letzter Zeit zu einer regelrechen Fruehaufsteherin entwickelt und stehe jetzt meistens schon um halb sechs auf, um mit Bernhard eine Runde joggen zu gehen. Auf diesen Runden komme ich in die entlegensten Winkel meines Wohnviertels und ich bemerkte auch, dass das Leben der Leute auch schon immer um diese Zeit beginnt. Oftmals laufen wir hinter Traktoren mit Holzanhaengern her, die fast an jedem Haus stehen bleiben und die Arbeiter einsameln um in die Stadt zu fahren. Das dies sehr lange dauert und viele schon 2 Stunden unterwegs sind, bevor sie wirklich zu arbeiten beginnen ist mir so auch klar geworden. Auf diesen Wegen faellt mir auch die Natur besonders auf, die dort sehr weich und fliesend ist. Es sind viele gruene Wiesen, die von Palmen durchzogen werden. Diese weiche Natur wird aber vor Conde abrupt unterbrochen durch die kilometerlangen Monokulturen der Eucalyptosbaeume. In absolut gleichen Abstand wurden diese Reihe fuer Reihe gepflanzt. Es ist ein Baum, der sehr schnell waechst und dessen Holz fuer die Zellolusegewinnung verwendet wird. Fuer die Umwelt ist diese Monokultur natuerlich katastrophal, weil dieser Baum sehr viel Wasser braucht, was wiederum den Grundwasserspiegel senkt und kein anders Leben dort mehr moeglich ist. In diesen Waeldern ist es ganz still, es gibt keine Voegel und der gleichen mehr. Dazu kommt, dass diese grossen Konzerne wertvollstes Land auf diese Weise verbrauchen - Land, auf dies die Landlosen warten. Die Konzerne haben allerdings die besseren Rechtsanwaellte, so dass so macher Kampf verloren wurde. Die Landlosenpastoral ist ein Schwerpunkt von Padre Jose, in seiner Arbeit. So durfte ich ihn vergange Woche auch auf die Jahresversammlung begleiten. Dort trafen sich Vertreter aus allen Landlosensiedlungen um ueber die Fortschritte dieses Jahres und ueber die Plaene fuer das naechste Jahr gesprochen wurden. Es war fuer mich sehr interessant, wie dort gearbeitet wurde. Es kam auch das Thema Frauenmitarbeit zur Sprache und Gott sei Dank waren auch einige Frauen auf der Versammlung verteten, die sich nicht nur um das Essen gekuemmert hatten. Das es viel Basisarbeit ist, habe ich gemerkt, als ich als Sekritaerin bei einer Gespraechsgruppe fungieren musste, da alle Maenner (wohlgemerkt die Praesidenten der Siedlung) weder schreiben noch lesen konnten. Bildung ist leider immer noch ein Schwachpunkt in Brasilien. Es war sehr schoen zu beobachten, wie sie sich Mut gemacht haben, Mut zum kaempfen und zum weitergehen. Dies war auch das Thema der abschliesenden Messe, in der wir gemeinsam sangen "Wenn du das Stueck Land bekommst, dann erinnere dich an die Menschen die noch darauf warten, schau nach vorne, weil es gibt noch viele Menschen, die diesen gleichen Weg kaempfen wollen. Neben meiner Arbeit im Abrigo, wo ich Vormittags und Nachmittags mich mit den Kindern beschaeftige und mit ihnen spiele, versuche ich mich immer mehr in die Pfarrgemeinde einzubinden. So waren wir das letzte Wochenende mit den Firmlingen fuer ein Besinnungswochenende in Taize. Es war ungewoehnlich fuer mich dort wieder zurueck zu kehrenin einer ganz anderen Rolle, als ich sie davor hatte. Durch diese Wochenende habe ich einige Jugendliche aus Conde kennengelernt, sie lernten von Katharina und mir das Spiel Rippel Dippel und das afrikanische Lied "Eta edata e ja" (fuer Rechtschreibefehler keine Gewaehr) Von dieser Vorbereitung koennten wir uns in Deutschland mal ein Stueck abschneiden, da sie sehr intensiv ist und sich die Jugendlichen ein Jahr lang jeden Dienstagabend treffen. Somit sind Katharina und ich nun immer bei den Firmgruppenstunden dabei und dadurch lernten wir die Jugendlichen von unserem Stadtteil Vila do Conde kennen, die dort eine Jugendgruppe haben. Samstags waren wir dort zum ersten Mal dabei und haben gleich mitgemacht, die Messe am Sonntag zu gestalten. Mich ueberrascht immer wieder dieses starke kirchliche Engagement dieser Jugendlichen - aber es gibt hier in diesen armen Orten keine anderen wirklichen Freizeitaktivitaeten bzw Kongurrenz. Und nach dieser Messe, wurden wir gleich eingeladen mit ihnen an den Fluss zu gehen. Der Fluss fliest durch Conde hindruch, dient als Pferde und Waeschewaschplatz und auch als Badefluss. So zogen wir los und sammelten ca 1 Stunde lang alle Personen von Vila ein, bis wir eine Gruppe von 20 Personen waren. Jeder hatte etwas dabei. Die einen das Fischernetz, die andern das Feuerholz, andere die Machete, was zu trinken, Fussball und Volleyball. Der Fluss, eine braune Bruehe und Badewannenwarm, war dennoch eine herrliche Erfrischung und mir gefaellt diese einfach Freizeitgestaltung. Leider fiel die Fangbeute sehr mager aus, aber es war ein Versuch wert. Somit kommen wir Schritt fuer Schritt der Bevoelkerung von Conde naeher und gewinnen immer mehr ein Steuck weit Heimat. Dennoch ereignen sich immer wieder Dinge, die einfach unverstaendlich oder manchmal einfach nervig sind. Auch dies gehoert dazu und auch in Deutschland gibt es Dinge, die ich nicht mag. So haben wir seit mind. einer Woche kein Internet mehr, weil wir zwar als Nutzer immer gezahlt haben, der "Mittelsmann" zur Telefonfirma aber nie das Geld weitergegeben hat. Daher ist jetzt einen Rechung von 11.000 Reais offen und der Mann ist zahlungsunfaehig. Die Telemar sperrte nun das Internet. Nun ja und bis dies geregelt ist, kann es dauern,... und es macht hier niemand was, ich haette diesem Mann schon die Bude eingerannt, aber man uebt sich hier einfach in Geduld,....keine Anzeigen aufgrund von Schadensersatz oder Verdienstausfall und es gibt leider keine grosse Firma deren Auftraege von einem Internetzugang abhaengig ist (und die vielleicht noch dem Buergermeister gehoert) weil dann wuerde es viel, viel schneller gehen. So hilft es nichts und ich muss jetzt Auswege finden, was heist in die naechst groessere Stadt zu fahren, dei 40 Kilometer weitweg ist mit schlechten Strassen. Ich habe auch wieder gemerkt, wie sehr ich mich schon an diesen Luxus Internet gewoehnt habe. Ich fuehle mich wohl hier, die Einrichtung meines Zimmers nimmt endlich Gestallt an und ich bin nun stolze Besitzerin eines neuen Fahrrades mit dem ich jetzt meinen halbstuendigen Fussmarsch in die Arbeit erheblich abkuerzen kann. Aber dieser Kauf war eine sehr schwerre Geburt aber es hat funktioniert. Ich danke euch allen, die an mich denken und mich begleiten in ihrem Gebet. Dies ist sehr wertvoll und auch wichtig fuer mich, denn es gibt immer wieder Huerden, kleine und grosse, ueber die man drueber muss und da ist es sehr gut, wenn man einen guten Stand und einen guten Rueckhalt hat. Seit recht herzlich von mir gegruesst. Magdalena
01
November
Regen und Sonnenschein
Regen - und Sonnenschein, diese Ueberschrift soll nicht nur das Wetter, sondern auch ein bisschen meine Gefuehlslage in Brasilien ausdruecken. Zu Beginn der letzten Woche hat es sehr viel geregnet, drei Tage lang in Alagoinhas und es war als wuerde auch der Himmel unsere Stimmung, unsere Traurigkeit ausdruecken. Kurz nachdem ich von meiner Reise nach Rio zurueck gekehrt bin, holte mich die Realitaet wieder sehr stark in den Alltag zurueck. Die Nachricht von Dona Edites Tod, der Frau, die im Garten wohnte, die Besitzerin der Schildkroeten und zu der ich am meisten Kontakt in meiner bisherigen Zeit hatte, war gestorben. Sie war ein Mensch mit einem riesigen Herz, hat mich immer voll verstanden und war das Licht fuer mich im Garten. Immer wenn mir die Stille bei der Arbeit zuviel wurde konnte ich zu ihr ins Haus um einen Suco zu trinken und mit ihr zu reden. Oder aber sie spuerte es und kam hinunter zu mir um mit mir zu sprechen. Ganz ploetzlich und fuer alles unerwartet verstarb sie an einem Schlaganfall. Graça, ihre Tochter war untroestlich und ich konnte ein Stueck weit ihren Schmerz fuellen. Fast den ganzen Tag war ich bei ihr und all den anderen oben im Haus, es war sehr traurig und traenenreich. In Brasilien werden die Toten im Haus aufgebahrt und man kann ihnen die letzte Ehre erweisen. Das ganze Stadtviertel war da und die Stimmung war sehr bedruecken. Innerhalb 24 Stunden werden die Toten beerdigt. Wir fuhren gemeinsam mit Busen zum Friedhof und dort innerhalb der Steinwueste aus Graebern wurde Edite vor unseren Augen eingemauert. Einge Menschen hatten keine Kontrolle mehr ueber ihre Gefuehle und mussten laut schreiend und weinend hinausgefuehrt werden. Danach blieb eine Leere und Stille zurueck. Mir ist aufgegangen wie wohltuend doch in Deutschland die Beerdigungszeremonie mit einem Priester und der Sterbe bzw Auferstehungsgottesdienst ist. Hier begleitet dies kein Priester.
Das ist Edite Nach diesen traurigen Erfahrungen ging der Alltag weiter und neben dem packen meiner Sachen besuchte ich immer wieder Graça. Es sollte noch eine weitere grosse Veraenderung in meinem Aufenthalt eintretten. Nachdem ich mir einige Zeit die Situation in Taize angeschaut habe, stellte ich fest, dass es mir dort zwar gefaellt, ich aber aufgrund der vielen Freiwilligen und all den Umstaenden, die damit verbunden sind, in dieser Gemeinschaft nicht das finde bzw. leben kann, warum ich nochmals nach Brasilien gegangen bin. Wir waren dort sehr stark im Freiwilligenclan und es hat mich immer groesste Kraft gekostet mich daraus zu staemmen und wirklich unter Brasilianern zu sein. Daher habe ich mich dann entschlossen die Stelle zu wechslen. Der Abschied von meinem Zimmer Am Donnerstag war es dann soweit. Mit Sack und Pack zog ich los mit dem Bus Richtung Conde. In Conde arbeitet Padre Jose (Josef Goeppinger) in der Pfarrei. Es gibt dort auch ein Abrigo mit 12 Kindern im Alter von 1 - 9 Jahren. Und dort kann und werde ich meine naechsten 10 Monate verbringen. Die Sonne empfing mich und ich fuehlte mich endlich am Ziel. Es war wie ein ankommen, nach langer Wanderschaft. Zusammen mit Katharina und Simon wohnen wir oben in Villa do Conde im alten Pfarrhaus. Vormittags arbeite ich im Abrigo und Nachmittags kann ich entweder mit Jose mitfahren oder im Abrigo,.... Es ist genial. Am Wochenende waren wir schon am. Hier bin ich wirklich im Leben, im brasiliansichen Leben und ich spuere wie ich es in mir aufsauge. Dies ist die Sonne, die nun scheint,... ich freue mich auf jeden Tag und jeden morgen gehe ich aus der Haustuer raus und habe einen genial weiten Blick bis zum Meer.
31
Oktober
Auf den Strassen Brasiliens
Bom dia meus amigos!
Diesmal sende ich nicht wie gewohnt eine Email aus Alagoinhas sondern aus Rio Bonita, einer Stadt, die ungefaehr eine Stunde vor Rio de Janeiro ist. Ich bin naemlich auf Tour, genauer gesagt nehme ich an der 1. Brasilien-Tandem-Tour teil. Wie kommt man auf eine solche Idee - ein blinder Franzose, der dies schon sehr oft gemacht hat in Europa, wollte diese Jahr eine Tandemtour durch Brasilien machen um am Samstag den 21. in Rio zu einem internationalen Augenkongress mit dem Tandems an der Copacabana einzutreffen. Ein etwas verruecktes Projekt, weil man in Brasilien die Dinge nicht so einfach planen kann, wie vielleicht in Deutschland. Nun gut, ich wuerde gebeten, die Truppe ~ zwei Blinde und zwei Gehoerlos zu begleiten,... Daher bin nun schon seit gut einer Woche unterwegs. Obwohl ich ein bischen Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieses Projektes habe, da die Unterkunft und all die Dinge die wir brauchen sehr viel Geld verschlingen und dies in der Fundaçao sicher besser verwendet werden koennte, erlebe ich so Brasilien aus ganz anderen Augen. Fast jeden Tag sass ich auf dem Tandem und konnte so die Natur wirklich wahrnehmen. Mein Feinstaubpegel in meiner Lunge wurde wiederum durch die vielen Lastwagen auf der Strasse erhoeht und mir wurde wieder bewusst, wie schnell und ruecksichtslos die Menschen hier Auto fahren. Es wird ueberholt egal wo, bei durchgezogener Linie und Geschwindigkeitsbegrenzungen werden nur so zum Spass an den Strassenrand gestellt. Es war am Anfang gar nicht so einfach mich an das Tandem zu gewoehnen, weil man sich auf seinen Partner einstimmen muss. Wenn ich mit Diego fuhr, der blind ist, konnte ich alles bestimmen und hatte gleichzeitig die Verantwortung, weil er kann ja nicht bremsen. Ein ganz anderes Gefuehl war es dann fuer mich, als ich hinten sass und die Loecher im Strassenrand sah und vielleicht langsamer gefahren waere als Ana Luicia, aber ich nicht bremsen konnte. Da ist man hilflos und muss einfach auf den Frontman vertrauen. Brasilien ist so gross, hat so eine Dimension, dass ist echt unwahrscheinlich und so unterschiedlich. Leider wurden wir nicht mit besonders gutem Wetter beglueckt. In den suedlicheren Gebieten ist es viel huegeliger und einmal waren wirklich Berge da, die Wolken hingen drinnen und so haben sie mich sehr an unser Voralpenland erinnert. In Espirito Santo bin ich Kilometerlang durch Eucaluptusplantagen geradelt, ewig grosse Monokulturen und dann bretterten die 26 meterlangen Lastwagen mit den gefaellten Eucalyptusstangen im Minutentakt an uns vorbei. Spaeter fuhr ich an Papajaplantagen und Kaffee vorbei,.... dann wiederum war alles verwildert bzw grosse Fazendas am Strassenrand mit Unmengen von Rindern. Hier im Suedosten merke ich schon, dass die Hautfarbe der Menschen heller wird und die Menschen teilweise mehr Geld haben. Gott sei Dank ist der Busfahrer sehr hilfsbereit und nett, weil bei den Hotels sind es immer zaehe Verhandlungen um den Preis, die ich ohne brasilianische Unterstuetzung gar nicht fuehren koennte. Sie nennen es chorar (weinen). Du musst immer ein bischen rumjammern, dann gehen sie schon mit dem Preis runter, genauso beim essen. Ich lerne viel auf dieser Reise. So habe ich bis jetzt noch nie verstanden, warum sie immer Wasser Bechern, so gross wie Joghurtbecher trinken. Fuer mich eine totale Umweltverschwendung und auch viel tuerer, als wenn man grosse Flaschen kauft. Naja, die Brasilaner koennen auf keinen Fall gemeinsam aus einer Flasche trinken, dass ist unmoeglich fuer sie. Wenn sie aus der Flasche trinken, dann beruehren sie sie nicht und schuetten sich dass Wasser aus einer gewissen Entfernung in den Mund. Daher ist es natuerlich viel einfacher aus Bechern zu trinken, weil man den dann austrinkt. Ich habe auch fest gestellt, dass hier die Reifen und das Gummimaterial um einiges schlechterist, wie in Deutschland. Schon mehrere Lastwaegen haben kurz vor mir einen Teil ihres Reifens verloren und am Strassenrand liegen staendig Teile, daher ergibt es fuer mich jetzt Sinn, dass die Strassen von Autowerkstaetten gesaeumt sind. Auch ist der Umgang mit den Gehoerlosen nicht immer einfach, weil ich mich schwer mit der Gebaerdensprache tue und ich einfach diese Komunikationsweise nicht gut genug kenne.Dass gab schon einige Probleme, aber ich versuche alles taper zu meistern. Jetzt bin ich gespannt auf Rio und hoffe, dass alles gut funktionert. Seid mir herzlich gegruesst aus einem sehr verregneten Brasilien (es hat jetzt jeden Tag geregnet und gestern war ich pritsch nass, weil wir einen Ausflug zum Strand gemacht hatten, ohne unseren Begleitomnibus und so auch wieder zureuck radeln mussten, im stroemenden Regen und dann auch noch einen Reifenplatzer hatten, leider,....)
04
Oktober
Nach mehr als 6 Wochen in Brasilien
Hallo alle zusammen.
Ihr wundert euch sicherlich, warum ich am selben Tag 2 Berichte veroeffentliche, aber sie sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten geschrieben worden und ich kam erst jetzt dazu sie ins Netz zu stellen. ( Ich bin ja immer sooo beschaeftigt) Ola meus amigos! Wie geht es euch im herbstlichen Deutschland. Immer wieder versuche ich mich an den Herbst zu erinnern und mich in die Temperaturen hineinzuversetzen, aber es mag mir angesichts der Sonne hier nicht so recht gelingen. Dennoch bin ich oftmals mit meinen Gedanken bei euch, vor allem in den Stunden, die ich im Garten verbringe. Es passieren den Tag über immer viele kleine Wunder, die mich erfreuen und die ich euch gerne mitteilen möchte, die aber auch schnell wieder in Vergessenheit gelangen. Diese kleinen Aufmerksamkeiten helfen mir auch über den Alltagstrott hinweg, der sich nun nach einigen Wochen so langsam einschleicht. So erlebe ich durch meine Arbeit in der Natur auch die Natur anders, mit einem viel bewussteren Auge. Im Garten begegnen mir manchmal Insekten, die ich mein Leben noch nicht gesehen habe, zarte farbenfrohe Schmetterlinge oder sehr interessante Raupen. Die letzte Woche haben wir das Unkraut und all den Müll der sich so angesammelt hat verbrannt. Das Feuer brannte eine Woche lange und obwohl ich eigentlich gegen diese einfache Art der Müllverbrennung bin, habe ich meine innerlichen Widerstand aufgegeben, weil es einfach zu viel Müll ist und er auch nicht abgeholt wird, bzw nur ganz selten. Und dass ist dann auch eine Schau. Wenn die Müllabfuhr durch Alagoinhas fährt bzw die Straßenreinigung, dann ist dies wie eine Inversion. Mit einmal fährt ein oranges Auto vor, spuckt 15 orange Menschen mit Besen und Schaufel aus, die kehren dann ein bisschen, nach einiger Zeit werden sie wieder eingesammelt und der Spuck ist vorbei,…. Arbeitskräfte kosten halt noch nichts, daher kann man sich dies leisten. Ansonsten pflanzen und hacken wir sehr fleißig. Die Erdbewegungen, die ich oft mit dem Schubkarren vollziehe lassen mich immer an meine Oma erinnern, die es auch liebte Erde von der einen Ecke in die andere Ecke des Gartens zu fahren. Und ich warte immer noch darauf, dass ich bei den Grabearbeiten den grossen Schatz finde. Ich habe bereits sehr viele Flaschen, CD, Flip Flops und Sandalen gefunden,…. Macro: Das ist mein Zimmer, bzw mein Stockbett mit einer sehr, sehr duennen Matratze bei der man alle Holzlatten spuert. Am Wochenende waren Wahlen. Es war sehr ruhig. Davor war es aber ziemlich turbulent. In Brasilien macht man Wahlwerbung mit grossen VW-Busen, die mit riesigen Lautsprechern bestückt sind und ein flottes Lied des jeweiligen Kandidaten mit seinen Wahlversprechungen und der Nummer trällert. Man wählt hier die Nummer. Dies ist echt interessant, weil mir erscheint es fast so, dass derjenige, der die „eingehenste“ Melodie hat, der hat die besseren Chancen. Es werden keine Wahlplakate angebracht, sondern viele Mauern und Häuserwände mit den Namen und der jeweiligen Nummer des Kandidaten bemalt. Genauso, wie oftmals am Straßenrand angeheuerte Leute stehen und für eine Partei die Fahne schwenken. Ein anderes bedrückendes Thema hier ist die Gewalt. Sie fängt im Kleinen an: schon die Kinder bei der Brincadeira müssen wir auf Waffen hin kontrollieren und eine meiner Hauptaufgaben in der Autowerkstatt ist darauf aufzupassen, dass die Großen nicht immer mit Gewalt den Kleinen den Hammer wegnehmen. Was so anfängt nimmt oftmals seinen Lauf und endet dann so, wie es vergangene Nacht passiert ist. Gleich in der Nähe, im Vale wurde letzte Nacht der Bruder von einem Gehörlosen, der bei mir im Garten arbeitet, erschossen. Angeblicher Grund sind Streitereien. Passiert einfach, ich spüre nicht einmal eine große Betroffenheit oder Wut bei den Menschen – es gehört schon fast zum Alltag – der zweite Mord durch eine Schusswaffe innerhalb von 3 Monaten hier in unserem kleinen Stadtviertel. Vor einer Woche hat sich genau gegenüber von Taize ein Jugendlicher beim spielen mit der Waffe in den Arm geschossen – ein Schuss hat sich gelöst, mitten am Nachmittag, 50 Meter weit entfernt waren 120 Kinder beim spielen in der Brincadeira,…. Mit diesen Erlebnissen scheint es mir unverständlich, wie ein Volk für den freien Waffenbesitz im letzten Jahr stimmen konnte. Messerstechereien sind schon fast an der Tagesordnung – und die Spirale dreht sich immer weiter – man nimmt Rache und wieder Rache,…. Ist jemand beleidigt, bringt man gleich jemanden um,…. Im Kontrast dazu stehen dann immer die sehr schönen Dinge, wie z. B. das Wiedersehen nach 3 Jahren mit Gisa, Gelianie und all den anderen Mitbewohnern der Gemeinschaft MFRAC. Diese haben damals meine ersten Schritte in Brasilien begleitet und nun hatte ich zufällig die Möglichkeit sie alle kurz zu besuchen. Es war sehr schön und ich habe mich sofort wieder heimisch gefühlt an diesem Ort. Besonders berührt war ich von dem großen Zusammenhalt aller, die dort wohnen. Seit 3 Monaten liegt Gisas behinderter Sohn Fernando im Krankenhaus von Salvador, auf „Halbintensiv“ und seid 3 Monaten sind Tag und Nacht jeweils 2 bei ihm und begleiten ihn. Diese große Familie die sich um ihn in seinen wahrscheinlich letzten Tagen kümmert, ist so stark und voller Glauben und Liebe, dass ich ganz berührt davon war und wieder einmal spürte, dass es Menschen auf dieser Welt gibt, die die Liebe Gottes leben und weitergeben. Macro: Hier koennt ihr meine lieben Mitbewohnerinnen sehen Mit diesen vielen Eindrücken grüße ich euch ganz herzlich und möchte mich auch bedanken bei allen, die an mich denken, für mich beten, mir schreiben und einfach mich mitbegleiten auf meinem Weg hier in Brasilien. Ich weiß, dass noch einiges hier auf mich an Überraschungen und Veränderungen wartet und ich schau gespannt darauf. Muitos abracos De Magdalena PS Meine geniale WG hat eine Website eingerichtet. Dort könnt ihr unter der Rubrik Brasilien auch diese Briefe und manchmal noch mehr lesen und vor allem könnt ihr da ein paar Fotos betrachten, die ich dort reinstelle. www.wgfisch.blogger.de
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