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November
Die Wochen in Conde
Bom dia meus amigos!
Es ist wohl an der Zeit, euch wieder ein wenig an meinem Leben hier in Conde teilhaben zulassen. Seit ich dort angekommen bin ist sehr viel passiert undich spuere, dass ich dort das brasilianische Leben viel staerker mitbekomme. Ich habe mich in letzter Zeit zu einer regelrechen Fruehaufsteherin entwickelt und stehe jetzt meistens schon um halb sechs auf, um mit Bernhard eine Runde joggen zu gehen. Auf diesen Runden komme ich in die entlegensten Winkel meines Wohnviertels und ich bemerkte auch, dass das Leben der Leute auch schon immer um diese Zeit beginnt. Oftmals laufen wir hinter Traktoren mit Holzanhaengern her, die fast an jedem Haus stehen bleiben und die Arbeiter einsameln um in die Stadt zu fahren. Das dies sehr lange dauert und viele schon 2 Stunden unterwegs sind, bevor sie wirklich zu arbeiten beginnen ist mir so auch klar geworden. Auf diesen Wegen faellt mir auch die Natur besonders auf, die dort sehr weich und fliesend ist. Es sind viele gruene Wiesen, die von Palmen durchzogen werden. Diese weiche Natur wird aber vor Conde abrupt unterbrochen durch die kilometerlangen Monokulturen der Eucalyptosbaeume. In absolut gleichen Abstand wurden diese Reihe fuer Reihe gepflanzt. Es ist ein Baum, der sehr schnell waechst und dessen Holz fuer die Zellolusegewinnung verwendet wird. Fuer die Umwelt ist diese Monokultur natuerlich katastrophal, weil dieser Baum sehr viel Wasser braucht, was wiederum den Grundwasserspiegel senkt und kein anders Leben dort mehr moeglich ist. In diesen Waeldern ist es ganz still, es gibt keine Voegel und der gleichen mehr. Dazu kommt, dass diese grossen Konzerne wertvollstes Land auf diese Weise verbrauchen - Land, auf dies die Landlosen warten. Die Konzerne haben allerdings die besseren Rechtsanwaellte, so dass so macher Kampf verloren wurde. Die Landlosenpastoral ist ein Schwerpunkt von Padre Jose, in seiner Arbeit. So durfte ich ihn vergange Woche auch auf die Jahresversammlung begleiten. Dort trafen sich Vertreter aus allen Landlosensiedlungen um ueber die Fortschritte dieses Jahres und ueber die Plaene fuer das naechste Jahr gesprochen wurden. Es war fuer mich sehr interessant, wie dort gearbeitet wurde. Es kam auch das Thema Frauenmitarbeit zur Sprache und Gott sei Dank waren auch einige Frauen auf der Versammlung verteten, die sich nicht nur um das Essen gekuemmert hatten. Das es viel Basisarbeit ist, habe ich gemerkt, als ich als Sekritaerin bei einer Gespraechsgruppe fungieren musste, da alle Maenner (wohlgemerkt die Praesidenten der Siedlung) weder schreiben noch lesen konnten. Bildung ist leider immer noch ein Schwachpunkt in Brasilien. Es war sehr schoen zu beobachten, wie sie sich Mut gemacht haben, Mut zum kaempfen und zum weitergehen. Dies war auch das Thema der abschliesenden Messe, in der wir gemeinsam sangen "Wenn du das Stueck Land bekommst, dann erinnere dich an die Menschen die noch darauf warten, schau nach vorne, weil es gibt noch viele Menschen, die diesen gleichen Weg kaempfen wollen. Neben meiner Arbeit im Abrigo, wo ich Vormittags und Nachmittags mich mit den Kindern beschaeftige und mit ihnen spiele, versuche ich mich immer mehr in die Pfarrgemeinde einzubinden. So waren wir das letzte Wochenende mit den Firmlingen fuer ein Besinnungswochenende in Taize. Es war ungewoehnlich fuer mich dort wieder zurueck zu kehrenin einer ganz anderen Rolle, als ich sie davor hatte. Durch diese Wochenende habe ich einige Jugendliche aus Conde kennengelernt, sie lernten von Katharina und mir das Spiel Rippel Dippel und das afrikanische Lied "Eta edata e ja" (fuer Rechtschreibefehler keine Gewaehr) Von dieser Vorbereitung koennten wir uns in Deutschland mal ein Stueck abschneiden, da sie sehr intensiv ist und sich die Jugendlichen ein Jahr lang jeden Dienstagabend treffen. Somit sind Katharina und ich nun immer bei den Firmgruppenstunden dabei und dadurch lernten wir die Jugendlichen von unserem Stadtteil Vila do Conde kennen, die dort eine Jugendgruppe haben. Samstags waren wir dort zum ersten Mal dabei und haben gleich mitgemacht, die Messe am Sonntag zu gestalten. Mich ueberrascht immer wieder dieses starke kirchliche Engagement dieser Jugendlichen - aber es gibt hier in diesen armen Orten keine anderen wirklichen Freizeitaktivitaeten bzw Kongurrenz. Und nach dieser Messe, wurden wir gleich eingeladen mit ihnen an den Fluss zu gehen. Der Fluss fliest durch Conde hindruch, dient als Pferde und Waeschewaschplatz und auch als Badefluss. So zogen wir los und sammelten ca 1 Stunde lang alle Personen von Vila ein, bis wir eine Gruppe von 20 Personen waren. Jeder hatte etwas dabei. Die einen das Fischernetz, die andern das Feuerholz, andere die Machete, was zu trinken, Fussball und Volleyball. Der Fluss, eine braune Bruehe und Badewannenwarm, war dennoch eine herrliche Erfrischung und mir gefaellt diese einfach Freizeitgestaltung. Leider fiel die Fangbeute sehr mager aus, aber es war ein Versuch wert. Somit kommen wir Schritt fuer Schritt der Bevoelkerung von Conde naeher und gewinnen immer mehr ein Steuck weit Heimat. Dennoch ereignen sich immer wieder Dinge, die einfach unverstaendlich oder manchmal einfach nervig sind. Auch dies gehoert dazu und auch in Deutschland gibt es Dinge, die ich nicht mag. So haben wir seit mind. einer Woche kein Internet mehr, weil wir zwar als Nutzer immer gezahlt haben, der "Mittelsmann" zur Telefonfirma aber nie das Geld weitergegeben hat. Daher ist jetzt einen Rechung von 11.000 Reais offen und der Mann ist zahlungsunfaehig. Die Telemar sperrte nun das Internet. Nun ja und bis dies geregelt ist, kann es dauern,... und es macht hier niemand was, ich haette diesem Mann schon die Bude eingerannt, aber man uebt sich hier einfach in Geduld,....keine Anzeigen aufgrund von Schadensersatz oder Verdienstausfall und es gibt leider keine grosse Firma deren Auftraege von einem Internetzugang abhaengig ist (und die vielleicht noch dem Buergermeister gehoert) weil dann wuerde es viel, viel schneller gehen. So hilft es nichts und ich muss jetzt Auswege finden, was heist in die naechst groessere Stadt zu fahren, dei 40 Kilometer weitweg ist mit schlechten Strassen. Ich habe auch wieder gemerkt, wie sehr ich mich schon an diesen Luxus Internet gewoehnt habe. Ich fuehle mich wohl hier, die Einrichtung meines Zimmers nimmt endlich Gestallt an und ich bin nun stolze Besitzerin eines neuen Fahrrades mit dem ich jetzt meinen halbstuendigen Fussmarsch in die Arbeit erheblich abkuerzen kann. Aber dieser Kauf war eine sehr schwerre Geburt aber es hat funktioniert. Ich danke euch allen, die an mich denken und mich begleiten in ihrem Gebet. Dies ist sehr wertvoll und auch wichtig fuer mich, denn es gibt immer wieder Huerden, kleine und grosse, ueber die man drueber muss und da ist es sehr gut, wenn man einen guten Stand und einen guten Rueckhalt hat. Seit recht herzlich von mir gegruesst. Magdalena
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