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01
November
Regen und Sonnenschein
Regen - und Sonnenschein, diese Ueberschrift soll nicht nur das Wetter, sondern auch ein bisschen meine Gefuehlslage in Brasilien ausdruecken. Zu Beginn der letzten Woche hat es sehr viel geregnet, drei Tage lang in Alagoinhas und es war als wuerde auch der Himmel unsere Stimmung, unsere Traurigkeit ausdruecken. Kurz nachdem ich von meiner Reise nach Rio zurueck gekehrt bin, holte mich die Realitaet wieder sehr stark in den Alltag zurueck. Die Nachricht von Dona Edites Tod, der Frau, die im Garten wohnte, die Besitzerin der Schildkroeten und zu der ich am meisten Kontakt in meiner bisherigen Zeit hatte, war gestorben. Sie war ein Mensch mit einem riesigen Herz, hat mich immer voll verstanden und war das Licht fuer mich im Garten. Immer wenn mir die Stille bei der Arbeit zuviel wurde konnte ich zu ihr ins Haus um einen Suco zu trinken und mit ihr zu reden. Oder aber sie spuerte es und kam hinunter zu mir um mit mir zu sprechen. Ganz ploetzlich und fuer alles unerwartet verstarb sie an einem Schlaganfall. Graça, ihre Tochter war untroestlich und ich konnte ein Stueck weit ihren Schmerz fuellen. Fast den ganzen Tag war ich bei ihr und all den anderen oben im Haus, es war sehr traurig und traenenreich. In Brasilien werden die Toten im Haus aufgebahrt und man kann ihnen die letzte Ehre erweisen. Das ganze Stadtviertel war da und die Stimmung war sehr bedruecken. Innerhalb 24 Stunden werden die Toten beerdigt. Wir fuhren gemeinsam mit Busen zum Friedhof und dort innerhalb der Steinwueste aus Graebern wurde Edite vor unseren Augen eingemauert. Einge Menschen hatten keine Kontrolle mehr ueber ihre Gefuehle und mussten laut schreiend und weinend hinausgefuehrt werden. Danach blieb eine Leere und Stille zurueck. Mir ist aufgegangen wie wohltuend doch in Deutschland die Beerdigungszeremonie mit einem Priester und der Sterbe bzw Auferstehungsgottesdienst ist. Hier begleitet dies kein Priester.

Das ist Edite

Nach diesen traurigen Erfahrungen ging der Alltag weiter und neben dem packen meiner Sachen besuchte ich immer wieder Graça. Es sollte noch eine weitere grosse Veraenderung in meinem Aufenthalt eintretten. Nachdem ich mir einige Zeit die Situation in Taize angeschaut habe, stellte ich fest, dass es mir dort zwar gefaellt, ich aber aufgrund der vielen Freiwilligen und all den Umstaenden, die damit verbunden sind, in dieser Gemeinschaft nicht das finde bzw. leben kann, warum ich nochmals nach Brasilien gegangen bin. Wir waren dort sehr stark im Freiwilligenclan und es hat mich immer groesste Kraft gekostet mich daraus zu staemmen und wirklich unter Brasilianern zu sein. Daher habe ich mich dann entschlossen die Stelle zu wechslen.


Der Abschied von meinem Zimmer


Am Donnerstag war es dann soweit. Mit Sack und Pack zog ich los mit dem Bus Richtung Conde. In Conde arbeitet Padre Jose (Josef Goeppinger) in der Pfarrei. Es gibt dort auch ein Abrigo mit 12 Kindern im Alter von 1 - 9 Jahren. Und dort kann und werde ich meine naechsten 10 Monate verbringen. Die Sonne empfing mich und ich fuehlte mich endlich am Ziel. Es war wie ein ankommen, nach langer Wanderschaft. Zusammen mit Katharina und Simon wohnen wir oben in Villa do Conde im alten Pfarrhaus. Vormittags arbeite ich im Abrigo und Nachmittags kann ich entweder mit Jose mitfahren oder im Abrigo,....

Es ist genial. Am Wochenende waren wir schon am. Hier bin ich wirklich im Leben, im brasiliansichen Leben und ich spuere wie ich es in mir aufsauge. Dies ist die Sonne, die nun scheint,... ich freue mich auf jeden Tag und jeden morgen gehe ich aus der Haustuer raus und habe einen genial weiten Blick bis zum Meer.

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letzte änderung: 2009.11.24, 19:15
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