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Oktober
Auf den Strassen Brasiliens
Bom dia meus amigos!
Diesmal sende ich nicht wie gewohnt eine Email aus Alagoinhas sondern aus Rio Bonita, einer Stadt, die ungefaehr eine Stunde vor Rio de Janeiro ist. Ich bin naemlich auf Tour, genauer gesagt nehme ich an der 1. Brasilien-Tandem-Tour teil. Wie kommt man auf eine solche Idee - ein blinder Franzose, der dies schon sehr oft gemacht hat in Europa, wollte diese Jahr eine Tandemtour durch Brasilien machen um am Samstag den 21. in Rio zu einem internationalen Augenkongress mit dem Tandems an der Copacabana einzutreffen. Ein etwas verruecktes Projekt, weil man in Brasilien die Dinge nicht so einfach planen kann, wie vielleicht in Deutschland. Nun gut, ich wuerde gebeten, die Truppe ~ zwei Blinde und zwei Gehoerlos zu begleiten,... Daher bin nun schon seit gut einer Woche unterwegs. Obwohl ich ein bischen Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieses Projektes habe, da die Unterkunft und all die Dinge die wir brauchen sehr viel Geld verschlingen und dies in der Fundaçao sicher besser verwendet werden koennte, erlebe ich so Brasilien aus ganz anderen Augen. Fast jeden Tag sass ich auf dem Tandem und konnte so die Natur wirklich wahrnehmen. Mein Feinstaubpegel in meiner Lunge wurde wiederum durch die vielen Lastwagen auf der Strasse erhoeht und mir wurde wieder bewusst, wie schnell und ruecksichtslos die Menschen hier Auto fahren. Es wird ueberholt egal wo, bei durchgezogener Linie und Geschwindigkeitsbegrenzungen werden nur so zum Spass an den Strassenrand gestellt. Es war am Anfang gar nicht so einfach mich an das Tandem zu gewoehnen, weil man sich auf seinen Partner einstimmen muss. Wenn ich mit Diego fuhr, der blind ist, konnte ich alles bestimmen und hatte gleichzeitig die Verantwortung, weil er kann ja nicht bremsen. Ein ganz anderes Gefuehl war es dann fuer mich, als ich hinten sass und die Loecher im Strassenrand sah und vielleicht langsamer gefahren waere als Ana Luicia, aber ich nicht bremsen konnte. Da ist man hilflos und muss einfach auf den Frontman vertrauen. Brasilien ist so gross, hat so eine Dimension, dass ist echt unwahrscheinlich und so unterschiedlich. Leider wurden wir nicht mit besonders gutem Wetter beglueckt. In den suedlicheren Gebieten ist es viel huegeliger und einmal waren wirklich Berge da, die Wolken hingen drinnen und so haben sie mich sehr an unser Voralpenland erinnert. In Espirito Santo bin ich Kilometerlang durch Eucaluptusplantagen geradelt, ewig grosse Monokulturen und dann bretterten die 26 meterlangen Lastwagen mit den gefaellten Eucalyptusstangen im Minutentakt an uns vorbei. Spaeter fuhr ich an Papajaplantagen und Kaffee vorbei,.... dann wiederum war alles verwildert bzw grosse Fazendas am Strassenrand mit Unmengen von Rindern. Hier im Suedosten merke ich schon, dass die Hautfarbe der Menschen heller wird und die Menschen teilweise mehr Geld haben. Gott sei Dank ist der Busfahrer sehr hilfsbereit und nett, weil bei den Hotels sind es immer zaehe Verhandlungen um den Preis, die ich ohne brasilianische Unterstuetzung gar nicht fuehren koennte. Sie nennen es chorar (weinen). Du musst immer ein bischen rumjammern, dann gehen sie schon mit dem Preis runter, genauso beim essen. Ich lerne viel auf dieser Reise. So habe ich bis jetzt noch nie verstanden, warum sie immer Wasser Bechern, so gross wie Joghurtbecher trinken. Fuer mich eine totale Umweltverschwendung und auch viel tuerer, als wenn man grosse Flaschen kauft. Naja, die Brasilaner koennen auf keinen Fall gemeinsam aus einer Flasche trinken, dass ist unmoeglich fuer sie. Wenn sie aus der Flasche trinken, dann beruehren sie sie nicht und schuetten sich dass Wasser aus einer gewissen Entfernung in den Mund. Daher ist es natuerlich viel einfacher aus Bechern zu trinken, weil man den dann austrinkt. Ich habe auch fest gestellt, dass hier die Reifen und das Gummimaterial um einiges schlechterist, wie in Deutschland. Schon mehrere Lastwaegen haben kurz vor mir einen Teil ihres Reifens verloren und am Strassenrand liegen staendig Teile, daher ergibt es fuer mich jetzt Sinn, dass die Strassen von Autowerkstaetten gesaeumt sind. Auch ist der Umgang mit den Gehoerlosen nicht immer einfach, weil ich mich schwer mit der Gebaerdensprache tue und ich einfach diese Komunikationsweise nicht gut genug kenne.Dass gab schon einige Probleme, aber ich versuche alles taper zu meistern. Jetzt bin ich gespannt auf Rio und hoffe, dass alles gut funktionert. Seid mir herzlich gegruesst aus einem sehr verregneten Brasilien (es hat jetzt jeden Tag geregnet und gestern war ich pritsch nass, weil wir einen Ausflug zum Strand gemacht hatten, ohne unseren Begleitomnibus und so auch wieder zureuck radeln mussten, im stroemenden Regen und dann auch noch einen Reifenplatzer hatten, leider,....)
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