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16
September
Endlich ein Lebenzeichen aus Brasilien
Hallo Ihr alle!

Ein Monat nach meiner sehr schoenen Abschiedsparty komme ich endlich dazu meinen Rundbrief auf diese Seite zu stellen. Ihr muesst naemlich wissen, dass ich einerseits gar nicht so viel Zeit habe und es auch gar nicht so einfach ist, jedesmal in die Stadt zu fahren, wo es die sehr guten Computer gibt,.... aber ich bemuehe mich zu verbessern.
Nun also mein Rundbrief





Ein Foto vom wunderschoenen Fest auf dem Abenteuerspielplatz. Danke an euch alle, die ihr mitgeholfen habt und gekommen seid. Wir sehr, sehr schoen.

Bom dia meus amigos

Brasilien hat mich wieder. Schweren Herzens habe ich diesesmal Deutschland verlassen und mich aufgemacht um einen lange in mir geruhten Traum, einer Sehnsucht nach zu gehen. Im Flugzeug und die Tage danach spürte ich zwar diese Sehnsucht nicht mehr, getragen aber von dem Gedanken und Glauben, dass es der richtige Weg ist, habe ich auch diese anfängliche Hürde überstanden. Ich bin gut angekommen, wenn auch diesmal anders. Ich kann mich noch gut an meine damalige erste Ankunft in Salvador erinnern, als ich mich fühlt wie ein kleines Kind, dass die Welt entdecken muss – nun ist es anders. Es ist wie ein wiederkommen und doch ist alles Fremd, weil der Ort, die Menschen fremd sind.
Gleich an meinem ersten Tag wurde mir wieder die große Armut diese Landes bewusst, als mich Ir. Rodolfo mit dem Auto zu Familienbesuchen mitnahm. Grosse weite Gebiete, die wie es scheint willkürlich besiedelt würden, mit kleinen Hüttchen, teilweise aus Lehm, zugig, ohne Sanitäranlagen,..... und mit sehr vielen Bewohnern, davon die meisten kleine Kinder. Obwohl ich schon einiges gewohnt bin, schockt mich diese Situation jedesmal auf neuen, besonders aber die Geschichten der Kinder. Man kann und darf sich daran nicht gewöhnen.
Meine zwei letzten Wochen waren sehr abwechslungsreich und sehr bewegt. Dies erklärt auch, warum ich mich solange nicht gemeldet habe.
In meine ersten Tage verbrachte ich damit in der Brincadeira = Spielstunde mitzuhelfen. In die Spielstunden kommen im Moment so 80 Kinder aus den umliegenden Vierteln und koennen dort nach ihrer Phantasie freispielen. Wir stellen verschiedene Materialien zur Verfuegung und passen auf, dass die Streitereien nicht ausarten und eine moegliche Form der Konfliktlösng gefunden wird. Danach hatte ich das Glück 4 Tage mit der deutschen Reisegruppe, die zu dieser Zeit gerade in Alagionhas war, mit zu reisen. Somit konnten auch meine Eltern meine verläufige Heimat kennenlernen. Mit ihnen bin ich dann auch 2 Tage nach Salvador.
Wieder zurück und kaum im Alltag drinnen, wurde ich sofot wieder herausgeholt, weil die Tandemtour anstand. Die Tandemtour findet einmal im Jahr statt. Es radeln jeweils ein Gehörloser und ein Blinder zusammen bis nach Salvador. Jeden Tag werden 40 Kilometer gefahren und dann in jeweiligen Orten übernachtet. Ich hatte das ungeheime Glück als einzige Freiwillige (und wir sind sehr viele) dort mitzufahren. Dies war total spannend, weil ich davor noch niemals wirklich für längere Zeit in Kontakt mit Gehörlosen und Blinden war. Es ist schon was anderes mit 3 Gehörlosen Domino zu spielen und vorallem die Gebärdensprache nicht wirklich zu beherrschen. In den jeweiligen Orten wurden wir typisch brasilianisch empfangen: mit Feuerwerk, klatschenden Kindern, Luftballonen,..... Die Unterkünfte waren sehr einfach, in Massenquartieren und wer als letzter von den 40 Leuten duschen musste, der hatte Pech, weil das einzige Bad danach einfach super verdreckt war. Aber man gewöhnt sich an alles, Augen zu und durch. Wir fuhren meisstens auf der Strasse = zweispurig, so wie bei uns die Autobahnen. Nach dem dritten Tag hatte ich das Gefühl, als hätte ich für die nächsten 5 Jahre genug Abgase eingeatmet. Ständig zogen Busse und LKWs an uns vorbei, die dicke dunkle Wolken raushauten. Einmal musste ich mich an die Feinstaubüberschreitungen und die Debatten in München erinnern und dachte mir nur, dass ich jetzt woll das doppelt davon in meiner Lunge gespeichert habe. Die Räder in Brasilien sind leider nicht so wie die deutschen. Daher wurde unsere Fahrt durch viele, viele Stopps verzögert, da immer und immer die Ketten rausvielen. Die Mechaniker reparierten oft bis nach Mitternacht die Räder, damit dann am morgen nach den ersten 5 Metern gleich wieder eine Kette rausfiel. Die taten mir echt leid. Dennoch war es ein gelungenes Ereigniss, dass stark von der Öffentlichkeit begleitet wurde. Wir wurden fast immer von einem Fernsehteam begleitet und stellt euch vor, mein erstes Fernsehinterview in Brasilien wurde sogar gesendet, obwohl ich nicht mal die Frage verstanden habe und einfach irgendetwas gesagt habe,..... In der Nachbarschaft wurde ich sogar schon ein paarmal darauf angesprochen,.... so schnell kann es gehen. Die Einfahrt in Salvador, immer mit Polizeischutz war schon gigantisch. Vorallem als wir dann in die Schule kamen und vor 300 Schülern in der Turnhalle die Ehrenrunde drehten. Es war total genial.
Ja und seit drei Tagen bin ich wieder zurück in Alagoinhas und gehe wieder meinen Alltagsaufgaben nach. Leider bin ich nun aber krank geworden und lag gestern und heute im Bett mit Fieber,.....
Aber ansonsten geht es mir gut. Wer mir gerne einen Brief schicken möchte, der kann das tun:
Meine Adresse ist
Comunidade Taizé
Magdalena Beier
Caixa Postal 38
48 100 000 Alagoinhas – Bahia
Brasilien

Achja, die Tage sind sehr warm, die Nächte teilweise sehr kalt, ich hab schon sehr, sehr geforen und bin sehr froh, dass ich meine Schlafsack, meine lange Trainingshose und meine Wollsocken dabei habe. Aber nun beginnt der Frühling und die warme Zeit,... wir wollen es hoffen.

Seid ganz herzlich von mir gegrüsst,
abracos de Magdalena

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letzte änderung: 2009.11.24, 19:15
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