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19
Dezember
Sommerferien
Nun ist es also so weit, die Schule, der Kindergarten, sind zu Ende, die letzten Pruefungen geschrieben und es sind Sommerferien. Auch ich habe gestern meine letzten Schichtdienst als Sozialmutter im Abrigo gemacht und habe nun frei. Es ist schoen so viel freie Zeit zu haben, die sich natuerlich rasch fuellt, vorallem weil ich Besuch bekomme und ich mit ihm eine Woche am Meer sein werde. Heute ist Samstag - Markttag hier in Conde. Conde ist ein sehr kleines Staedchen und man bekommt zwar alles einfache zum leben aber dann schon fast nicht mehr. Samstags ist die ganze Stadt und alle Landgemeinden sind auf den Fuessen um sich ihre Nahrungsmittel fuer die naechste Woche einzukaufen. Ich liebe diesen Tag, alles ist zugestellt mit Staenden und man riecht so gut wie alle Gerueck vom Fisch und Fleischgeruch, ueber Obst und Gemuesse zu den Gewuerzen. Es sind herrlich Farben und auch das Feilschen der Leute, der Flair nimmt mich jedes Mal gefangen. Auf der anderen Seite des Flusses warten ca 30 Eselwagen um die Waren und die Menschen wieder nach Hause zu transportieren, Kinder arbeiten mit Schubkarren und die Mototaxi fahrer verdienen an diesem Tag ihren Wochenlohn. Wenn ich dann schon morgens um 5 Uhr durch die Strassen laufe und vorallem aus der Stadt ins Land hinein laufe, warten an den Strassen ueberall die Bauern mit ihren Fruechten und dem Gemuese, bis der Bus kommt, sie zum Markt bringt und sie dort ihre Sachen verkaufen koennen,... fuer viele oftmals das einzige Einkommen, dass dann wiederum fuer eine Woche reichen muss. Ich weis nicht, was sich diese Leute von mir denken, wenn ich an ihnen mit hochrotem, schwitzenden Kopf vorbei laufe,..... nur um Sport zu machen.
Im Abrigo haben wir in dieser Woche zwei Maedchen fuer immer verabschiedet. Dazu haben wir mit Antonie, 10 Jahre ein ganz besonderes Fest gemacht. Wir sind in das Strandhaus der Leiterin und haben dort uebernachtet. Fuer die Kindern ein riesiger und besonderer Ausflug und auch fuer uns eine willkommene Abwechslung. Antonia kann wieder in ihre Familie zurueck, da die Mutter das Alkoholproblem wieder unter Kontrolle hat. Tais, 4 Jahre wurde von einer Familie adoptiert und ist nun gluecklich dort. Die zwei gehen natuerlich ab im Abrigo, aber ich denke die Plaetze werden sich nach den Ferien rasch fuellen. Jeden Tag machen wir abends mit den Kindern zusammen den Adventskalender auf, den wir gebastelt haben. Auch wenn nochsoviel Streit war am Tag, es grenzt manchmal an ein Wunder, dass sich alle zu diesem Zeitpunkt ruhig und gestittet im Kreise wiederfinden um mit Spannung darauf zu warten welcher Name gezogen wird, der dann das Tuerchen oeffen darf. Wir haben in kleinen Schritten die Geschichte von Maria und Josef auf dem Weg nach Bethlehem erzaehlt. Wir in Europa wachsen mit solchen Geschichten wie selbstverstaendlich auf, aber hier sind sie den Kindern voellig neu. Auch wenn ich weder in richtiger Advents- noch Weihnachtsstimmung bin, weil fuer mich die europaeischen Elemente fehlen, so kann ich hier neben dem Jingelbellsgedudle, den blinkenden Weihnachtsketten und Plastikbaumen doch eine tiefere Adventsbotschaft finden. Die Novena de Natal in den Familien. Seit Montag besuchen wir jeden Abend eine andere Familie in einer sehr armen Strasse und beten und singen mit ihnen zusammen, als Vorbereitung auf Weihnachten. Die verschiedensten Stationen der Weihnachtsgeschichte sind dabei Themen und so kommen wir als Jugendliche mit den Hausbewohnern ins Gespraech ueber Engel, Stadt- und Landbewohner und was die Botschaft Jesu fuer uns bedeutet. Es ist absolut interessant, auch die einzelnen Wohnverhaeltnisse der Menschen zu sehen und weil uns dies natuerlich als Jugendgruppe wieder mehr zusammen schweist und ich somit diese Menschen auch besser kennenlerne. Brasilien zeigt leider nicht nur seine schoenen Seiten her, sondern auch seine negativen. So wurden jetzt im Dezember 100 Lehrer vom Buergermeister ausgestellt und werden wahrscheinlich erst wieder im Februar, Maerz eingestellt, damit sich dieser die Loehne fuer den Januar und Februar sparen kann, bzw in seine Tasche wirtschaften kann. Wie es den Familien geht, die auf diesen Salario angewiesen sind, vorallem an Weihnachten, danach fragt keiner. Und warum sagt niemand etwas, warum protestiert niemand und bleiben alles stumm und akzeptieren diese Schweinerei, die jedes Jahr das selbe ist? Weil sie sonst die Arbeit fuer immer verlieren wuerden, weil Lehrer wird hier so ungefaehr jeder zweite und es gibt sie zum Sau fuettern. Die Ungerechtigkeit ist manchmal himmelschreiend. Bleibt dies immer so oder wird sich irgendwann etwas aendern? Ich wuensche euch eine schoene letzte Adventswoche, ruhige Abende und keine hektischen Weihnachtsgeschenkeinkauefe,... ich hab meine schon alle :-)
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