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29
November
Neue Meldungen aus Conde
Bom dia todo mundo!

Gerade komme ich von meiner 24 Stundenschicht aus dem Abrigo, es ist Morgen, schon sehr heis und ein ganzer freier Tag liegt vor mir. Um auszuspannen, Emails und Briefe zu schreiben und sonst noch die Dinge zu machen, die sich so anhaeufen. Seit zwei Wochen vertreten Katharina und ich eine Sozialmutter im Kinderheim, die einen Monat Urlaub hat. Dies heist fuer mich, dass ich um sieben Uhr morgens antrete, zu erste Hausaufgaben mit den Kindern mache und dann mit dem Kochen fuer das Mittagessen beginne. In Brasilien ist dies eigentlich gar nicht so schwer, weil es fasst immer das selbe gibt, nur die Fleischsorten wechseln sich ab. (Huhn, Rind und Soja,). Samstag, am Markttag kommt dann der ganze Vorrat fuer die Woche. Letzten Samstag habe ich dann ein grosses Huhn in viele kleine Steucke zerlegt, Hautabgezogen, gewaschen,... das war ein Gemetzel und nichts fuer Vegetarier. Ich muss auch sagen, dass ich froh bin, die "Kochsozialmutter " zu sein und nicht die "Wasch-und Putzsozialmutter", da diese jeden Tag das ganze Haus putzen und staendig Waesche waschen muss. Beim kochen hab ich wenigstens einen Kreativitaetsspielraum und die groesseren Maedls duefen mir immer helfen, worauf sie sehr stolz sind. Die Kleineren helfen dann die Plastikteller und Becher abzutrocknen. Ganz viel Zeit geht fuer das Abspuelen und Abtrocknen drauf. Somit bin ich nun auch zustaendig, dass alle sich die Zaehne putzen, sich nicht die Koepfe einschlagen und ins Bett gehen, dort bleiben und schlafen. Es ist manchmal gar nicht einfach, da mich die Kinder eigentlich als die kennen, die mit ihnen spielt und malt und wo sie Sachen machen duerfen, die sie sonst nicht machen. Jetzt bin ich auf einmal auch eine Tia, die nicht alles erlaubt, die moechte, dass sie im Bett bleiben,.... und somit entstehen Autoritaetsschwierigkeiten. Manchmal funktioniert alles sehr gut und dann wieder muss ich staendig schimpfen,... und vorallem lernen die Kinder leider hier nicht durch Einsicht. Ich hab mir schon den Mund fusselig geredet,.... sie reagieren meistens erst dann, wenn sie eine negative Konsequenz = Strafe bekommen. Des macht mich ein bischen traurig, dass ich oftmals ein Kind ins Zimmer schicken muss, oder es bekommt kein Lunch am Nachmittag,... aber anders wuerde es leider nicht funktieren oder ich habe die Wege noch nicht entdeckt. Ich versuche halt schon immer auch die positiven Seiten der Kinder zu entdecken, mir fuer sie Zeit zunehmen,...dies machen die anderen Sozialmuetter eher nicht. Also diese Arbeit ist fuer mich ein grosses Lernfeld und ich merke, dass man als Mutter von vielen Kindern wirklich viel zu tun hat. Unser Kleinster ist der Sonnenschein im Haus. Er wird von Tag zu staerker und beginnt nun endlich zu krabbeln und wahrscheinlich bald zu gehen. Moses unser zweitjuengster liebt es deutsch Woerter nach zu plappern und hat eine sehr gut Aussprache.

Neben der Arbeit im Kinderheim bin ich weiterhin noch in der Jugendgruppe aktiv, die sehr viele Aktionen macht. So haben wir letzten Sonntag einen Marsch fuer den Frieden organisiert. Es wuerden T-shirts gedruckt (wie immer fuer solche Veranstaltungen) und diese haben wir fuer jeweils 2 Kilo Nahrungsmittel verkauft, die dann an beduertige Familien in Villa und Conde verteilt werden. Um 15:00 Uhr sollte der Marsch los gehen. Da ich die Maedls vom Kinderheim mitnehmen wollte und diese immer ewig brauchen, bis sie angezogen waren, kamen wir eh erst um halb vier hin und da waren gerade mal 10 Leute da,.... wir warteten, und warteten, ein Auto mit grossen Lautsprecherboxen kam dann irgendwann,.... und so um halb fuenf ging es los mit mehr Menschen,die inzwischen sich dazu geselt hatten,.... dann sind wir losgezogen und an allen Hausern vorbei und haben die Menschen dort nach Lebensmitteln gefragt,... ich muss sagen, es war eine sehr froehliche Aktion. Oben an der Kirche in Villa war dann eine Buehne aufgebaut und die Kirchenband sang religioese Lieder, bis die wirkliche Band, die natuerlich eine sseeehr grosse Verspaetung hatte ankam. Ich fand es eine sehr schoene Sache und fuer das erste Mal, die kurzfristige Organisation hat es schon einigermassen funktioniert - typisch brasilianisch.
Das Land zeigt sich mir immer wieder mit seinen Tuecken und treibt mich manchmal zu Weisglut, wenn ich dann Sonntags in Sitio, dem Strandort 2 Stunden auf einen Bus warten muss, nur um 6 Kilometer weiter nach Conde zu kommen und vor allem dort eigentlich einen Termin haette,.... aber ich lerne aus diese Situationen und fahre nur noch mit dem Rad nach Sitio, weil dann bin ich unabhaengig und koennen die Buse streiken, was sie wollen.

Am 20. November war auch "Dia da conciencia Negra" das ist soviel wie der Tag der Schwarzen Bevoelkerung, die Bewusstwerdung ihrer Herkunft,.. Zu diesem Tag gab es eine Menge Aktionen in der Schule mit Tanzwettbewerb, Capoeiravorfuehung usw. Der Hoehepunkt dieser Woche war dann die Missa Axé. Das ist eine Messe in der sich der Candomblé (afrikanischer Kult) und der katholische Glauben vermischen. Es haben 2 katholische Priester zelebriert und 2 Priesterinnen und ein Priester aus dem Candomble. Die Lieder werden von einer Trommelgruppe umrammt und eine Tanzgruppe bringt den Inhalt der Lieder und der Gebete zum Ausdruck. Es fand in der Nacht vor dem Kirchplatz satt und war sehr, sehr beeindrucken und lebendig. Ich versuche einige Bilder in meinen Blog hochzuladen. Fuer mich war es auch wieder Erinnerung, weil 5 Jugendliche aus dem Casa de Cultura, die diese Messe gestaltet haben, letztes Jahr beim Weltjugendtag waren und ich somit einiges schon kannte und sich nun der Kreis geschlossen hat.

Jugendliche aus der Jugendgruppe, Katha und hinten die Pfarrhaushaelterin
ro:

Taenzerinnen bei der Gabenbereitung

Macro:

Die ganze Gruppe mit dem Candomble Priester

Macro:
Es gibt jeden Tag Erlebnisse und Vorkommnisse, wie wahrscheinlich bei euch auch. Diese alle zu schreiben wuerde euch erschlagen, daher bekommt ihr immer nur eine Auswahl, obwohl dies auch oft schon zu lange ist. Aber ihr merkt es geht mir gut und ich fuehle mich wohl und,... ja dass will ich noch sagen im Garten liegt (zwar noch in Tueten verpackt) ein Plastikweihnachtsbaum (der eher an gruene Flaschenputzer erinnert) mit einer bunten Lichterkette. Auch hier geht es auf Weihnachten zu,bei 30 Grad.
Liebe Gruesse an euch alle, einen schoenen Adventsanfang

Magdalena
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letzte änderung: 2009.11.24, 19:15
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